Bisher unbekannte Protokolle des CSSR-
Wien/Prag. Hat Helmut Zilk doch Geld vom tschechoslowakischen Geheimdienst genommen? Laut „profil“: eindeutig Ja. In seiner neuen Ausgabe veröffentlicht das Magazin bisher unbekannte Protokolle des CSSR-Geheimdiensts. „Zilk verheimlicht nicht, dass er keinen Überfluss hat“, heißt es da. „Zilk hat das Geld überraschenderweise ohne jeden Kommentar angenommen. Daraus folgt, dass Geld für ihn sehr attraktiv ist.“
Oder: „Persönliche Ausgaben von Holec (Zilks Deckname) sind beträchtlich.“ Ladislav Bittmann, Zilks „Entlastungszeuge“, der in der Vorwoche angegeben hat, Zilk nie Geld gegeben zu haben, wird in dem Akt mit den Worten zitiert, dass er Zilk einmal 5000 Schilling, später sogar 15.000 Schilling zugesteckt habe.
Aufgetauchter Stapo-Akt nur Bruchteil
1998 gab es laut „profil“ sogar eine „Fact-Finding-Mission“ einer österreichischen Stapo-Delegation in Prag – Dokumente darüber sind nicht mehr vorhanden. Der in der Vorwoche aufgetauchte Stapo-Akt über Zilk sei nur ein kleiner Bruchteil eines verschollenen größeren Konvoluts. Der Austro- Geheimdienst habe anno 1968/1969 in der Causa Zilk „hartnäckig weggeschaut“. Verschwunden sind auch die Einvernahmeprotokolle mit Helmut Zilk und dessen Chef Gerd Bacher. Jiri Starek, Zilks Verbindungsoffizier, soll – trotz Dementi – von Zilk tatsächlich im ORF untergebracht worden sein.
Für eine Historikerkommission zum Fall Zilk sprach sich – im Gegensatz zu SPÖ-Chef Werner Faymann – dessen Parteikollege und Ex-Innenminister Franz Löschnak im „Kurier“ aus: „Es ist im Interesse Helmut Zilks, die Sache von Experten prüfen zu lassen.“
(Die Presse, Printausgabe, 29. 3. 2009)