Eine Welt ohne Worte – und Messgeräte

Johannes Kofler fand an der Uni Wien, warum die Quantenwelt für viele so unbeschreiblich ist. Es liegt nicht nur an der Umwelt, sondern auch an den Messgeräten.

„Das, was in meiner Dissertation berechnet wurde, lässt sich in klassischen Worten schwer beschreiben. Dafür ist keine Sprache entwickelt worden“, sagt Johannes Kofler aus Anton Zeilingers Arbeitsgruppe (Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Akademie der Wissenschaften), der Mitte März den Sub-auspiciis-Ehrenring an der Uni Wien überreicht bekam. Und weil es sich in Worten der klassischen Physik kaum beschreiben lässt, schalten vielleicht viele Leser beim Wort „Quantenmechanik“ schon ab.

Das Weiterlesen lohnt sich aber. Denn obwohl es eigentlich unbeschreiblich ist, schafft Kofler es gut, seine Dissertation (unter Betreuung von ?aslav Brukner an der Universität Wien) verständlich rüberzubringen. „Für manche mag es unvereinbar erscheinen, dass die klassische Physik aus der Quantenphysik hervorgeht“, sagt Kofler. Denn so etwas wie „Superposition“, die im Gedankenexperiment von Schrödinger als eine Katze in einer Kiste beschrieben wird, die zugleich im Zustand „tot“ und „lebendig“ ist, bis man in die Kiste schaut und erkennt, ob sie „tot“ oder „lebendig“ ist, ist bisher nur in der Quantenphysik messbar.

Physiker erklären das Fehlen von quantenmechanischen Eigenschaften unserer Alltagswelt mit der Größenordnung unserer Welt: Makroskopische Objekte haben so viele Wechselwirkungen mit der Umwelt, dass die quantenmechanischen Eigenschaften nicht mehr erkennbar sind. „Wir haben dazu einen komplementären Ansatz geliefert“, sagt Kofler. „Denn es liegt auch an den grobkörnigen Messgeräten, die wir normalerweise zur Verfügung haben.“

In theoretischen Berechnungen zeigte Kofler, dass man die quantenmechanischen Eigenschaften auch an makroskopischen Objekten finden würde – wenn die Geräte für ausreichend „scharfe“ Messungen da wären. Im Fall von Schrödingers Katze wäre dies ein Messgerät, das den „Superpositions-Charakter“ der Katze erkennt. „Das ist Zukunftsmusik“, so Kofler. Aber für fast einen Millimeter große Objekte (mit ein paar Billiarden Teilchen) könnte man das bald schaffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2009)

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