Jordanische Offensive gegen den "Islamischen Staat"

Koranische Verse auf einer Bombe der jordanischen Luftwaffe
Koranische Verse auf einer Bombe der jordanischen LuftwaffeREUTERS
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Dutzende Kampfjets flogen Angriffe auf IS-Stellungen in Syrien. Bombardiert wurden Waffendepots und Trainingslager.

Nach der  Ermordung des Piloten Mouath al-Kasaesbeh geht Jordanien gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in die Offensive. Dutzende Kampfjets sind Angriffe auf IS-Stellungen in Syrien geflogen, teilte die jordanische Armee am Donnerstag in Amman mit. Um dem IS ideologisch den Boden zu entziehen, ließ Amman den führenden Al-Kaida-Ideologen Sheikh Abu Mohammad al-Maqdisi frei.

"Das ist erst der Anfang", hieß es in einer Mitteilung der jordanischen Armee zu den Luftangriffen. Es seien Waffendepots und Trainingslager des IS bombardiert worden. Auch die USA verstärkten ihre Einsätze gegen den IS. Wie das US-Militär mitteilte, wurden drei Luftangriffe in Syrien und neun im Irak ausgeführt.

Der jordanische König Abdullah II., der am Donnerstag die Familie des getöteten Kampfpiloten besuchte, hatte einen "gnadenlosen Krieg" gegen die Jihadisten angekündigt. "Die Antwort Jordaniens und seiner Armee, nachdem was unserem lieben Sohn passiert ist, wird hart sein", sagte er.

Auf den ersten Blick überraschend scheint, dass Amman gerade jetzt den im vergangenen Oktober verhafteten Al-Kaida-Ideologen Maqdisi freigelassen hat. Beobachter sehen darin einen Versuch des sunnitischen Landes, einen Keil zwischen die Jihadisten zu treiben.

Maqdisi gilt als spiritueller Führer des gefürchteten Anführers der Al Kaida im Irak, Abu Musab al-Zarqawi, hatte sich aber später von diesem distanziert, weil er Zivilisten unterschiedslos ermordet habe. Zarqawi hatte schon vor zehn Jahren auf schockierende Tötungsvideos als Propagandamittel gesetzt.

Am Dienstag war bekannt geworden, dass der IS schon Anfang Jänner den über Syrien abgeschossenen jordanischen Piloten Kasaesbeh bei lebendigem Leib verbrannt hatte. Jordanien ließ in einer ersten Reaktion die irakische Jihadistin Sajida al-Rishawi und das Al-Kaida-Mitglied Ziyad Karboli hinrichten.

Unterdessen rückt die internationale Gemeinschaft in ihrem Kampf gegen den IS weiter zusammen. Russland brachte am Donnerstag im UNO-Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf ein, der die Finanzierung des IS durch Ölverkäufe, Antiquitätenhandel und Lösegelderpressung eindämmen soll.

Ein UNO-Bericht hatte im November empfohlen, sämtliche Öltanklastwagen aus den Gebieten unter Kontrolle der Jihadisten zu stoppen. Dem Bericht zufolge nehmen die Extermisten täglich 850.000 bis 1,65 Millionen Dollar (743.000 bis 1,44 Millionen Euro) durch den Ölverkauf ein. Die neue Resolution könnte noch diese Woche vom höchsten UNO-Gremium beschlossen werden.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu schlug Jordanien einen gemeinsamen Kampf gegen die "barbarische Grausamkeit" des IS vor. Netanyahu äußerte sich, nachdem er König Abdullah II. telefonisch kondoliert hatte. US-Präsident Barack Obama bezeichnete den IS als "brutale und scheußliche Todessekte". Die sunnitische Organisation begehe im Namen der Religion unaussprechliche Taten, sagte er am Donnerstag in Washington.

Welcher Art diese Taten sind, zeigt unterdessen auch ein Bericht des UNO-Komitees für Kinderrechte in Genf. Demnach foltert und tötet die Miliz gezielt Kinder im Irak. Dabei würden Angehörige religiöser Minderheiten geköpft, gekreuzigt oder lebendig begraben, hieß es in einer Stellungnahme des Komitees. Zudem gebe es etliche Fälle von Massenhinrichtungen von Buben, hieß es. Darüber hinaus werden Kinder den Angaben zufolge auch als Selbstmordattentäter und als lebende Schutzschilde missbraucht.

In Syrien starben unterdessen fast 70 Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen der Armee und Regimegegnern. Zehn Menschen starben in Damaskus, als Regimegegner mindestens 70 Raketen abfeuerten. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, das "Terroristen" Wohngebiete bombardiert hätten. 57 Tote gab es durch Luftangriffe des Regimes auf Rebellenhochburgen östlich der Hauptstadt, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

(APA/Reuters/AFP/dp)

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