„Wer Erwartungen übererfüllt, ist auf dem Weg zur Exzellenz“

Porträt. Great-Place-to-Work-Chefin Doris Palz beschäftigt sich intensiv mit Work-Life-Balance und hat ihre ganz eigene Perspektive entwickelt.

Zur Person

Es sind die Inhalte, die Doris Palz und Great Place to Work verbinden: Glaubwürdigkeit, Respekt und Fairness, Stolz und Teamgeist sind die Aspekte, denen Great Place to Work in den Mitarbeiterbefragungen nachspürt. Aus ihnen lässt sich das Vertrauen der Mitarbeiter ableiten und damit, wer die besten Arbeitgeber des Landes sind.

„Erfolgreiche und gute Arbeitgeber“, sagt Palz (51), seit knapp einem Jahr Geschäftsführerin von Great Place to Work Österreich, „forcieren die Eigenverantwortung der Mitarbeiter.“ Mitarbeiter sollen – allein oder im Team – abwägen, priorisieren und entscheiden, denn sie arbeiten am Thema und wissen am besten, wie Lösungen ausschauen können. Aufgabe der Führungskraft sei es dann nur mehr, Entscheidungen zu bestätigen.

Das erfordere, sagt Palz, Mitarbeiter ihren Stärken entsprechend zu führen, „nicht die Mitarbeiter an die Arbeitsplatzbeschreibung anzupassen, sondern Aufgabenverteilung den Stärken anzupassen“. Sonst falle man in das alte Schema, defizitorientiert an den Schwächen zu arbeiten: „Doch nur, wer Stärken stärkt und Erwartungen übererfüllt, ist auf dem Weg zur Exzellenz.“

Nicht auf das Lachen vergessen
Sie selbst hat Führungsaufgaben übernommen, weil sie eigenständig entscheiden wollte, mit wem, wie und was sie arbeitet. Und weil sie ihre Kreativität einbringen will. Deshalb gründete sie 2001 ihr eigenes Beratungsunternehmen, Palz & Partner, in dem auch ihr Mann mitarbeitet. Als Führungskraft sind ihr Klarheit und Transparenz wichtig, dass aufeinander zugegangen wird und Gepflogenheiten hinterfragt werden. Und dass viel gelacht wird.

Weniger zum Lachen ist ihr beim Thema Beruf und Familie: „Wenn man behauptet, Beruf und Familie würden ineinanderflutschen, dann geht das an der Realität vorbei.“ Doch nicht nur Eltern werde viel Flexibilität abverlangt, auch den Unternehmen stellten Karenzen und Elternteilzeit knifflige Aufgaben. Für Führungskräfte könne es darauf nur eine Reaktion geben: „Kommunizieren, reden, schauen, wo Bedürfnisse sind.“

Seit 1998 beschäftigt sie sich mit dem Thema, seit damals habe sich viel verändert. Noch seien aber nicht alle Aufgaben partnerschaftlich aufgeteilt: „Von Müttern müssen wir mehr Loslassen einfordern, mehr Akzeptanz von Unternehmen und Kollegen und mehr Mut von Vätern.“ Sie könnten, sagt sie mit Augenzwinkern, bei schreiendem Kind, überkochender Suppe auf dem Herd und läutendem Telefon das Priorisieren lernen.

Übrigens: Lernen ist neben Familie, Sport und Kochen eine ihrer Leidenschaften. Kürzlich schloss sie das Masterstudium Tourismusmanagement in Linz ab. Als Nächstes will sie Segeln lernen.

Bedürfnisse im Auge haben
Intensiv befasst sich Palz auch mit dem Thema Work-Life-Balance. Für die Uni Wien entwickelte die Juristin dazu eine Lehrveranstaltung: „Work-Life-Balance ist, das eigene Leben selbstbestimmt zu leben.“ Welcher Wert der Arbeit beigemessen werde, zeige sich in der Alltagssprache. „Lernen wir jemanden kennen, ist eine der ersten Fragen: ,Was machen Sie?‘“ Freizeitaktivitäten sind damit nicht gemeint.

Work-Life-Balance heißt für Palz auch, ausgewogenes Geben und Nehmen – privat wie beruflich. Abgrenzen, Nein sagen, mit den eigenen Kräften haushalten und die eigenen Bedürfnisse zu artikulieren gehören dazu. Deshalb zählt für sie in Entscheidungssituationen neben dem Nachdenken, „in mich hineinzuhören, zu spüren, ob es stimmig ist“.

Ähnlich hält sie es mit dem Vertrauen: „Es ist das Gefühl, dass es passt, wenn man einen Menschen kennenlernt. Es muss sich kontinuierlich bewähren, worauf man sich einlässt. Und man muss laufend die Bedürfnisse klären.“

Doris Palz (51) ist seit dem Vorjahr Geschäftsführerin von Great Place to Work in Österreich. Nach ihrem Jusstudium war sie im Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend für das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie zuständig. Daneben befasst sie sich mit Work-Life-Balance und Vertrauen als Teil der Unternehmenskultur.

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