Software-Update ohne Neustart

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Themenbild(c) Clemens Fabry - Die Presse
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Porträt. Der Informatiker Thomas Würthinger fiel schon als Jugendlicher als „Computergenie“ auf. Jetzt leitet er an der Uni Linz das Forschungslabor „Oracle Labs Austria“.

Updates wurden installiert. Bitte starten Sie den Computer neu.“ Wer kennt diese Aufforderung nicht? Thomas Würthinger hat in seiner Dissertation an der Johannes-Kepler-Universität in Linz (JKU) ein Verfahren entwickelt, das Software-Updates erledigen kann, ohne dass man den Computer oder das Programm neu starten muss. Bisher handelt es sich nur um einen Prototyp, der aber von der Branche als vielversprechend eingestuft wurde.

„Der Prototyp funktioniert für die Programmiersprache Java und ist als Open Source für alle frei verfügbar“, erklärt Würthinger, der sein Studium 2012 am Institut für Systemsoftware bei Hanspeter Mössenböck sub auspiciis abschloss. Die Methode kann in Zukunft Serversystemen helfen, die Software auf neuesten Stand zu bringen, ohne unterbrochen werden zu müssen. Vor allem bei Software, die rund um die Uhr laufen muss, weil sie sicherheitstechnisch oder wirtschaftlich relevant ist, suchen Informatiker weltweit nach Möglichkeiten der Systemwartung ohne Systemneustart.

Die Auszeichnungen, die Würthinger für diese Arbeit einheimste, unter anderem den Heinz-Zemanek-Preis der Österreichischen Computergesellschaft und den Preis des Vereins der Deutschen Ingenieure, freuen ihn freilich. Doch der heute 28-Jährige ist es fast schon gewöhnt, Preise zu bekommen. „Mit 14 und 15 Jahren habe ich Informatikwettbewerbe in Österreich gewonnen. Mein größter Erfolg in der Jugend war aber 2003 der dritte Platz bei der internationalen Informatik-Olympiade in Wisconsin, USA“, sagt Würthinger. In der Schule in Ried im Innkreis konnte er die fünfte Klasse überspringen: „Das war eine gute Entscheidung, denn so konnte ich schneller mit dem wirklich interessanten Bereich der Informatik beginnen.“

Durch ein „Schüler an die Uni“-Programm fuhr er schon als 16-Jähriger regelmäßig zu Informatikvorlesungen an der Uni Linz. Im Oktober 2004 zog er nach Linz, um sich voll und ganz dem Informatikstudium zu widmen, das er unter der Mindestzeit abschloss.

Fragt man ihn nach dem berühmten Nerd Sheldon Cooper aus der US-Serie „The Big Bang Theory“ muss Würthinger lachen. „Ich kannte ihn bis vor Kurzem gar nicht. Ja, es gibt viele Dinge, die in der Serie überspitzt sind, aber doch zutreffen. Aber so ein richtiger Nerd, dem die soziale Intelligenz fehlt, bin ich ja nicht.“ Denn Würthinger engagierte sich immer schon für viele Dinge, die nichts mit Computer zu tun haben. Er war in der katholischen Hochschuljugend aktiv, genoss das Sozialleben im Studentenheim und auf Uni-Festen.

„All das, was ich außer der Informatik gemacht habe, bringt mir jetzt viel, seit ich im Managementbereich arbeite“, sagt Würthinger. Er war nämlich nach seiner Stelle als Uni-Assistent der Initiator des ersten europäischen Oracle-Forschungslabors in Linz, in dem heute 15 Forscher der JKU und Oracle kollaborieren. Derzeit pendelt Würthinger regelmäßig zwischen Linz und Zürich hin und her, weil er an der ETH Zürich das Oracle Labs Switzerland aufbaut. Oracle ist der weltweit zweitgrößte Softwarehersteller mit Sitz in Kalifornien, USA, der 120.000 Mitarbeiter beschäftigt und mehr als 38 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr erwirtschaftet.

Wissen, was bisher geschah

„Unsere Forschung konzentriert sich auf Vorhersagen, wie sich Computerprogramme künftig verhalten werden. Wir optimieren also mit dem Wissen, was bisher geschah, das, was in Zukunft passieren soll. Trifft unsere Vorhersage zu, läuft das Programm schneller und spart dabei auch Energie“, sagt Würthinger. Obwohl er bei Oracle als Forschungsmanager tätig ist, möchte er die Forschung nicht missen und tüftelt selbst weiter an Algorithmen, die Computernutzern das Arbeiten erleichtern sollen.

ZUR PERSON

Thomas Würthinger wurde 1986 in Utzenaich im Innviertel geboren. Sein erstes Computerprogramm entwickelte er mit 13 Jahren, obwohl er erst mit 14 seinen ersten eigenen Computer geschenkt bekam. Heute leitet Würthinger das Oracle-Forschungslabor an der JKU Linz und ist mit einem 14-köpfigen Team für den Aufbau weiterer Standorte für Forschungen des internationalen Softwareentwicklers in Europa zuständig.

Alle Beiträge unter:diepresse.com/jungeforschung

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2015)

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