Kosatschow: „Russland mischt sich nicht militärisch in der Ukraine ein“

Cars queue to reach a border crossing point, before driving into Russian territory, outside the village of Uspenka
Cars queue to reach a border crossing point, before driving into Russian territory, outside the village of UspenkaREUTERS
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Konstantin Kosatschow, vormals Vorsitzender des außenpolitischen Ausschusses der Duma, weist westliche Vorwürfe zurück.

Die Presse: Was will Russland in der Ukraine? Was ist sein Ziel?

Konstantin Kosatschow: Das ist ganz einfach, und es fällt mit den Zielen anderer europäischer Länder für die Ukraine zusammen: Wir wollen garantieren, dass die Menschenrechte respektiert werden. Dass den Besonderheiten der Ostukraine entsprochen wird und dass die Menschen dort in Sicherheit und Wohlstand leben können, was derzeit nicht der Fall ist. Die gegenwärtige Position der Regierung in Kiew ignoriert die Besonderheiten der Ostukraine, und eine solche Haltung führt nirgendwo hin. Das ist der wahre Grund dieser Krise. Wenn Kiew seine Haltung gegenüber seiner eigenen Bevölkerung in der Ostukraine ändert, wird es ganz einfach sein, diesen Konflikt beizulegen.

Aber Russland unterstützt bewaffnete Gruppen in der Ostukraine!

Nein, Russland unterstützt keine bewaffneten Gruppen in der Ostukraine. Russland beschützt – und zwar nur durch seine Haltung, denn es gibt keine militärische Einmischung Russlands dort – die Interessen dieses Teils der ukrainischen Bevölkerung.

Und die Pässe russischer Soldaten, die der ukrainische Präsident, Petro Poroschenko, gestern hier präsentiert hat?

Das hat mich nicht überzeugt. Gestern Abend haben russische Diplomaten sofort die Ukrainer nach Kopien dieser Pässe gefragt, wir haben sie nicht bekommen. Für uns ist völlig klar, dass Pässe nichts beweisen. Ich weiß ja nicht, wie es in Österreich ist, aber wenn jemand zur Armee geht, gibt er seinen Pass ab, er hat während des Militärdienstes ein anderes Ausweispapier. Vielleicht sind das ja echte russische Pässe, aber das wäre nur der Beweis, dass einige russische Staatsbürger in der Ukraine sind. Soll sein. Das haben wir auch nie bestritten. Aber wenn wir von regulären russischen Soldaten sprechen: Dafür gibt es absolut keinen Beweis. Wenn man uns Beweise vorlegt, können wir gern darüber reden.

Wenn westliche Staaten jetzt diskutieren, Waffen an die ukrainische Armee zu liefern – wie wäre Russlands Reaktion?

Das wäre eine direkte Einmischung in den ukrainischen Konflikt, und das muss auf jeden Fall vermieden werden. Wir sind Frau Merkel sehr dankbar für ihre klare Haltung, keine Waffen an die Ukraine zu liefern. Das ist eine sehr gute Position.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2015)

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