Burgenland: "Primarärzte zu Lückenbüßern degradiert"

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Symbol: Arztpraxis(c) Clemens Fabry
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Das neue Ärztearbeitszeitgesetz habe "gravierende Auswirkungen", warnt die Ärztekammer. Operationen müssten verschoben, Ambulanzen könnten teilweise nicht mehr aufrecht erhalten werden.

Das neue Arbeitszeitgesetz für Spitalsärzte zeigt im Burgenland laut Ärztekammer bereits nach wenigen Wochen "gravierende Auswirkungen in Form von Verschlechterung der medizinischen Versorgung". "Planoperationen müssen verschoben werden, auch Ambulanzen können teilweise nicht mehr aufrecht erhalten werden", so Primarärztesprecher Mathias Resinger am Montag.

Immer längere Wartezeiten für Routineeingriffe und -behandlungen würden die Folge sein, wenn nicht mehr Personal zur Verfügung gestellt werde, teilte der Leiter der Chirurgie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt in einer Aussendung mit. "Dies ist ein Hilfeschrei an die Politik! Denn wir befinden uns in einem Teufelskreis: Die Belastung für die Kollegenschaft ist in den letzten Jahren enorm geworden und seit einem Monat eigentlich unerträglich. Einen derartigen Grad an Demotivation bei den Kollegen wie an einigen Abteilungen haben wir noch nie gesehen!", sagte der Primarärztesprecher. Die Gesundheitsversorgung im Burgenland sei gefährdet.

Forderung nach mehr Personal

Resinger kritisierte außerdem, dass andere Bundesländer mit einem neuen verbesserten Gehaltsschema für Spitalsärzte reagiert hätten und so offensiv abwerben würden. Deshalb fordere man zusätzliches ärztliches Personal, die sofortige Vereinbarung eines wettbewerbsfähigem und adäquaten Gehaltsschemas für alle burgenländischen Ärzte, die sofortige Entbindung der Ärzteschaft von unnötigen administrativen und nichtärztlichen Tätigkeiten, damit mehr Zeit für die Patientenbehandlung bleibe sowie die Verhinderung der "Degradierung der Primarärzte zu Lückenbüßern für die dünne Personaldecke".

Beim burgenländischen Patientenanwalt Josef Weiss hat es bisher allerdings erst zwei Beschwerden wegen verschobener Planoperationen gegeben. "Die Unzufriedenheit wird da sein, da wird sicher noch einiges kommen", meinte Weiss gegenüber der APA.

(APA)

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