"Swiss Leaks": Mehr als 1200 Konten mit Österreich-Bezug

A traffic sign is seen in front of a branch office of HSBC bank at the Paradeplatz in Zurich
A traffic sign is seen in front of a branch office of HSBC bank at the Paradeplatz in Zurich(c) REUTERS (ARND WIEGMANN)
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Das Recherchenetzwerk ICIJ hat wieder zugeschlagen: Die Bank HSBC soll in der Schweiz zahlreichen Personen bei der Steuerhinterziehung geholfen haben. Verdächtigt werden Staatsoberhäupter, Topmodels und Spitzensportler.

Die weltweiten Steuerermittlungen auf Grundlage gestohlener Kundendaten der Großbank HSBC haben insgesamt mehr als eine Milliarde Euro an Nachzahlungen und Strafgeldern eingebracht, berichteten am Montag mehrere Medien, die am Rechercheprojekt "Swiss Leaks" teilgenommen haben. Der Schweizer HSBC-Ableger soll zahlreichen Personen dabei geholfen haben, Millionen vor dem Fiskus zu verstecken. Wie das Recherchenetzwerk "International Consortium of Investigative Journalists" (ICIJ) mitteilte, legten internationale Kunden bei der Bank Milliardenbeträge an, davon offenbar viel als Schwarzgeld. Den ausgewerteten Kontendaten zufolge lagerten 2007 dort mehr als 75 Milliarden Euro. ICIJ hatte Ende vergangenen Jahres bereits mit der "Lux Leaks"-Affäre für Aufsehen gesorgt.

In den aktuellen Daten sind mehr als 100.000 Kunden aus über 200 Ländern gelistet. Quer durch alle Branchen hindurch finden sich auch bekannte Persönlichkeiten in den „Swiss Leaks“-Daten: unter anderem der Schauspieler Christian Slater, das Topmodel Elle MacPherson oder König Abdullah II von Jordanien.

Laut ICIJ-Recherchen profitierte die Großbank HSBC unter anderem von Geschäften mit Waffenhändlern, die Mörserbomben an Kindersoldaten in Afrika geschickt hätten, Mittelsmännern von Diktatoren, Händlern von Blutdiamanten und anderen internationalen Kriminellen.

399 Kunden mit Österreich-Bezug

Auf der Liste befinden sich auch 399 Kunden beziehungsweise 1209 Konten mit Österreich-Bezug. Rund die Hälfte der Kontoinhaber hat einen österreichischen Pass. Ihr auf HSBC-Konten liegendes Vermögen habe sich in den Jahren 2006/07 auf etwas mehr als eine Milliarde Euro belaufen.

In den Daten gibt es Hinweise darauf, dass HSBC in der Vergangenheit österreichische Kunden dabei unterstützt haben dürfte, Vermögen vor der Finanz zu verstecken. Dies treffe jedoch nicht auf alle Kunden zu, schreibt das Magazin "News", das Österreich-Partner des ICIJ-Netzwerks ist.

Ein eigenes Kapitel in den "Swiss Leaks"-Dokumenten ist der Flick-Familie gewidmet. Friedrich Christian Flick, der Sohn von Otto-Ernst Flick, wird als Begünstigter der Kundenkonten von "Fakir Anstalt", "Mexiko Investment Ltd" and "Jakita Corporation" genannt, bei denen es in Summe um 87 Millionen Euro geht. Der Flick-Erbe, der in Hamburg lebt, wollte keine Stellungnahme abgeben.

Friedrich Christian Flick
Friedrich Christian Flick(c) EPA (Roy Yuwal)

HSBC: Radikaler Umbau in vergangenen Jahren

HSBC indes räumte am Sonntag Versäumnisse bei ihrer Schweizer Tochter ein. Es habe in der Vergangenheit Fehler bei der Aufsicht und beim Thema Regelkonformität (Compliance) gegeben. Die Großbank erklärte in einer vierseitigen Stellungnahme, die Schweizer Tochter sei nach der Übernahme 1999 nicht vollständig integriert gewesen. Sie habe deswegen deutlich niedrigere Standards erlaubt. Die HSBC-Privatbank - und besonders die Niederlassung in der Schweiz - sei in den vergangenen Jahren radikal umgebaut worden. Weil Schweizer Privatbanken früher anders gearbeitet hätten, sei es möglich, dass Kunden nicht im vollem Umfang ihren steuerlichen Verpflichtungen nachgekommen seien, hieß es.

Die brisanten Dokumente stammen von einem früheren HSBC-Mitarbeiter. Er hatte sie entwendet und 2009 an die französischen Steuerbehörden übergeben.

>>> Alle Daten zur "Swiss Leaks"-Affäre

(APA/Red.)

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