„Better Call Saul“: Die Serie, in der Paulus zum Saulus wird

„Better Call Saul“
„Better Call Saul“(c) Ben Leuner/AMC
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Der „Breaking Bad“-Ableger erzählt die Geschichte des schmierigen Anwalts Saul Goodman. Ab Mittwoch auf Netflix.

Prestigeprojekt für den Online-Streamingdienst Netflix: „Better Call Saul“ (seit Samstag auf dem US-Sender AMC) hat am Dienstag Premiere bei der Berlinale. Es ist ein Ableger von „Breaking Bad“, dem für fünf Staffeln konzipierten Drama von fast Shakespeare'scher Tiefe. Entsprechend groß sind die Erwartungen. „Better Call Saul“ erzählt die Geschichte des schmierigen, nicht immer gesetzeskonform agierenden Anwalts Saul Goodman aus „Breaking Bad“, gespielt von Bob Odenkirk. In der ersten Folge lernt man ihn als Jimmy McGill kennen – idealistischer und weit abgebrannter, als man ihn aus „Breaking Bad“ kennt. Visuell und in der Erzählweise gleicht „Better Call Saul“ der Ursprungsserie, ist aber humoristisch und weniger düster angelegt. Der Pilotfilm beginnt mit einem Blick in die Zukunft, in Schwarz-Weiß gehalten, in der Saul schon wieder nicht mehr Saul ist. Auch „Breaking Bad“ arbeitete mit solchen Vor- und Rückblenden. Erst nach dieser Vorausschau kehren wir zur eigentlichen Geschichte zurück, die sechs Jahre vor „Breaking Bad“ angesiedelt ist. Jimmy McGill sammelt als Pflichtverteidiger für hoffnungslose Fälle Schecks. Sein Büro dient ihm auch als Schlafstätte. Das verzweifelte Beschwören des Anrufbeantworters, der nur „Neue Anrufe: null“ von sich gibt, ist komisch und tragisch zugleich. Ohnehin tänzelt die Serie auf dem Grat zwischen Drama und Komödie. Auch in der Figur von Jimmys Bruder Chuck. Mit mühsam erarbeitetem Geld unterstützt er den einstigen Staranwalt, nunmehr – aus psychischen Gründen – arbeitsunfähig.

Just Saul zum Hauptprotagonisten eines Ablegers zu machen ist mutig. Die Figur ist schwierig, in seiner Exzentrizität wirkte Saul fast zweidimensional. „Better Call Saul“ fügt unaufdringlich eine dritte Dimension hinzu. Man sieht ihn, wie er auf der Toilette seine Argumentationen probt wie ein Schauspieler. „Es ist Showtime!“, feuert er sich selbst im Spiegel an. Zwischen seinen Auftritten wirkt der Großmäulige oft seltsam kleinlaut.

„Ich mochte Saul in ,Breaking Bad‘ nicht besonders – aber ich mag Jimmy McGill“, sagt Hauptdarsteller Odenkirk zur „Presse“. „Saul ist eine Figur, die er erschaffen hat, eine Rolle, die er in der Öffentlichkeit spielt. Das sagt er schon bei seinem ersten Auftritt in ,Breaking Bad‘: ,Ich bin nicht Saul Goodman. Ich bin Jimmy McGill.‘“ Die Serie sei daher viel weniger politisch als „Breaking Bad“, findet er. „Hier geht es um Selbsterfahrung, um eine Figur, die ihren Platz sucht. Das ist eine sehr persönliche Geschichte.“

Ein Grundthema hat „Better Call Saul“ vom großen Serienbruder übernommen: Was ist nötig, um einen Menschen die Grenze zum Gesetzesbruch übertreten und auf die schiefe Bahn geraten zu lassen? Vor allem monetäre Not. Beide Serien lassen sich somit als Abhandlungen über die zunehmende Absandelung der US-Mittelklasse betrachten.

Als Serienerfinder Vince Gilligan („Breaking Bad“) und Autor Peter Gould ihm die Serie anboten, zögerte Odenkirk. „Sie wird in Albuquerque gedreht, das dauert Monate – und meine Familie lebt in Los Angeles“, erzählt er. Den Ausschlag gaben Gilligan und Gould: „Ich habe gesagt: Wenn ihr das schreibt, mach ich mit.“

Compliance-Hinweis: "Die Presse" wurde von Netflix zur Präsentation nach Berlin eingeladen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2015)

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