Es ist immer schlecht, wenn der Staat in der Privatwirtschaft mitmischt und sich vielleicht noch als Autobauer versucht.
Man kennt die motorische Errungenschaft des realen Sozialismus: ein Trabant mit Zweitaktdrehschiebermotor und Benzinanzeige, dafür mit Luftkühlung. Das kommt davon, wenn das Politbüro und nicht Techniker und Designer ein Auto planen.
So weit ist es in den USA zwar noch nicht. Die Eingriffe des Weißen Hauses in die Autoindustrie sind aber ohne Beispiel: Man schreibt einem Unternehmen nicht nur vor, mit wem es zu kooperieren hat, sondern zwingt auch den Chef von General Motors in die Pension, weil man ihn für die Fehlentwicklungen in der US-Autoindustrie verantwortlich macht.
Dabei hat Rick Wagoner die gigantischen, benzinfressenden Geländewagen, die jetzt unverkäuflich herumstehen wie alte Trabis, nicht erfunden, sondern einen Trend perfektioniert. Die „Panzer“ waren billig zu produzieren, und die Bevölkerung – auch das ein nicht zu unterschätzender Umstand bei der Herstellung eines Produkts – liebte sie. GM, Chrysler und Ford verdienten jahrelang ein Heidengeld mit den SUVs, die übrigens erst die Regierung ermöglicht hatte: Sie waren nämlich als Lkw eingestuft, damit von den Verbrauchsvorschriften für Pkw ausgenommen und entsprechend billig herzustellen.
Bevor sich die US-Regierung jetzt als Autofirma versucht, sollte sie besser grundsätzlich überlegen, ob es GM tatsächlich wert ist, vor der Pleite gerettet zu werden, oder ob man damit nicht einfach nur ein strukturelles Problem temporär löst. (Bericht: S. 13)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2009)