Russen kaufen OMV-Anteil an MOL

(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Mit dem Verkauf an die russische Surgutneftegaz endet für die OMV das Abenteuer MOL. Aus dem geplanten Bollwerk gegen Russland wurde eine Einladung nach Mitteleuropa.

Wien(mac). Lieber verkaufe er an jeden russischen Ölriesen als an die OMV, ließ der MOL-Chef Zsolt Hernadi den heimischen Mineralölkonzern schon im Sommer 2007 wissen. Neun Jahre, nachdem die OMV erstmals Interesse am ungarischen Mitbewerber gezeigt hat, erfüllt sie ihm diesen Wunsch. Ab Anfang April wird ihr 21,2-Prozent-Anteil an der MOL in den Händen des russischen Ölkonzerns Surgutneftegaz liegen.

Mit rund 1,4 Milliarden Euro bezahlen die Russen rund das Doppelte dessen, was die Aktien derzeit an der Börse wert wären. Ein gutes Geschäft war das ungarische Übernahme-Abenteuer für den den heimischen Mineralölkonzern damit aber noch lange nicht. Alleine die Erhöhung des MOL-Aktienpakets um 8,6 Prozent hat sich die OMV-Führung im Sommer 2007 rund eine Milliarde Euro kosten lassen. Im Schnitt habe man die Aktien „annähernd um denselben Preis“ verkaufen können, um den man sie selbst erworben hat, erklärt OMV-Sprecher Thomas Huemer. Zumindest auf den Beraterkosten bleibt das Unternehmen aber auf jeden Fall sitzen.

Ein guter Preis für OMV

Dennoch war das ein relativ glücklicher Ausstieg aus dem MOL-Dilemma, entschied die Börse. Die OMV-Aktien stiegen um rund drei Prozent. Sorgenfalten gibt es trotzdem. Der Grund dafür ist aber weniger der Kaufpreis als vielmehr der Umstand, wer ihn bezahlt hat.

Denn mit der geplanten Fusion mit der MOL verfolgte OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer vor allem ein Ziel: gemeinsam ein europäisches Gegengewicht zur russischen Konkurrenz zu formen. Die MOL wehrte sich bekanntlich nach Kräften, auch die EU-Kommission hatte – letztlich entscheidende – Bedenken gegen den Deal. Jetzt verkauft die OMV ihren Anteil eben an die Russen.

An der damaligen Überzeugung habe sich aber nichts geändert, bekräftigt Huemer gegenüber der „Presse“: „Die Bewegung der Russen in Richtung Westen findet statt.“ In der jetzigen Situation müsse man aber auf das Wohl der Aktionäre schauen. Surgutneftegaz hat als einer der wenigen Ölkonzerne noch ausreichend Geld in der Kasse (siehe unten stehenden Artikel) und hat so den besten Preis bieten können. An der Strategie der OMV ändere sich dadurch nichts. Mit den 1,4 Milliarden Euro sollen geplante Investitionen fortgesetzt und die Liquidität des Unternehmens gestärkt werden.

Rückendeckung aus dem Kreml

Die Sorge, sich mit dem Verkauf der MOL-Anteile selbst einen starken Konkurrenten vor die Nase gesetzt zu haben, teilt man bei der OMV nicht. Bisher hat sich der russische Konzern nicht über die Landesgrenzen Russlands gewagt. Nun feiert er den Zukauf als „entscheidenden Schritt“ hin zu den in Russland so beliebten europäischen Endverbrauchern.

Schon spekulieren Beobachter, dass Surgutneftegaz „zumindest die Sperrminorität“ anstreben werde. Auch die komplette Übernahme würde nicht überraschen. Wie leicht sich die Russen da tun werden, bleibt abzuwarten. Denn das Abwehrbollwerk, an dem die MOL-Führung Österreichs Avancen abprallen ließ, ist immer noch intakt. Die „Lex MOL“, mit der die Stimmrechte einzelner Aktionäre stark beschränkt werden, ist in Kraft, einen Großteil der MOL-Aktien hat das Management bereits geschickt in die Hände verbündeter Unternehmen verteilt.

Ist der russische Konzern aber ernsthaft an einer Übernahme interessiert, wird spannend, wie lange diese Abwehrtaktik aufrecht erhalten wird. Mit dem Kreml im Rücken hat Surgutneftegaz wohl leichteres Spiel als die OMV. Ob sich Zsolt Hernadi darüber wirklich freuen wird? Man wolle unabhängig bleiben, ließ die MOL am Montag wissen. Was die Russen wollen, wisse man nicht.

auf einen blick

Die heimische OMV verkauft ihre 21,2 Prozent MOL-Anteile um 1,4 Mrd. Euro an den russischen Ölkonzern Surgutneftegaz.

Die vereitelte Fusion soll der OMV damit unterm Strich de facto keine Kosten beschert haben.

Die Strategie, ein europäisches Gegengewicht zu Russland zu formen, ist jedoch gescheitert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2009)

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