Scheitern lernen beim Start-up-Workshop

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Mit dem eigenen Start-up einen Traumstart hinlegen: Das gelingt selten. Mit der Seminarreihe "Rocket Science" will die Wirtschaftskammer Wien den Einstieg ins Unternehmerleben erklären – und erleichtern.

Das Scheitern lernen: Wenn es nach Daniel Cronin geht, ist das ein essenzieller Punkt auf dem Weg zum erfolgreichen Start-up. Er habe sich „raufgefailed“, wie er es in der für die Start-up-Szene so typischen Mischung von Englisch und Deutsch formuliert. Nach jedem Rückschlag habe er neu angefangen und sei damit immer ein bisschen besser geworden.

Und wie man erfolgreich scheitert, das wollte Cronin – selbst Mitglied der Networkingplattform Austrian Startups und Start-up-Coach – den Teilnehmern des ersten „Rocket Science“-Workshops der Wiener Wirtschaftskammer am Donnerstagabend beibringen. Die neue Seminarreihe der Kammer bezieht sich mit ihrem Namen freilich nicht etwa auf Raumfahrttechnik: Vielmehr will sie potenziellen Gründern helfen, mit ihrem Start-up einen raketenartigen Start hinzulegen.

Dabei wissen von den 14 Leuten, die an der ersten Workshop-Staffel teilnehmen, bereits die meisten, dass eben dieser perfekte Start gar nicht einfach ist. Einer der Seminarteilnehmer erzählt vom Privatkonkurs – mit Mitte 20. Und davon, dass ihn seine zweite Unternehmensgründung wieder aus den Schulden herausgebracht habe.

Hilfe beim Umsetzen. Die „Rocket Science“-Reihe – von der Wirtschaftskammer als „Start-up-Akademie“ beworben – findet in mehreren Blöcken statt. Bewerbungsvoraussetzung war eine Geschäftsidee, die innovativ und auf Wachstum ausgelegt ist. Die Wirtschaftskammer wählte gemeinsam mit den Vortragenden die Teilnehmer aus. „Die meisten Teilnehmer sind mit Konzepten gekommen, die sie erst angedacht haben“, sagt Cronin. „Das Level ist somit ziemlich basic.“ Nach sechs Workshops soll schließlich die Umsetzung des Projekts möglich sein.

Beim ersten Seminar, das sich um Start-up-Grundlagen drehte, kamen potenzielle Gründer aus allen beruflichen Richtungen zusammen: Medizin, Musik, Finanzwesen, Baumaschinentechnik – vom Koch über den Sporttherapeuten bis zur Architektin.

Was die Teilnehmer vereinte: der Drang, „einfach etwas zu machen“, wie Cronin sagt. „Man findet ein Problem und will es lösen.“ Cronin, der selbst das Start-up All About Apps gegründet hat, legte den angehenden Unternehmern vor allem eines ans Herz: eine genaue Planung ihres Vorhabens. Dafür empfiehlt der Experte etwa ein Business Model Canvas: Damit soll geklärt werden, welches Problem man mit seiner Idee lösen will, welche Kunden man ansprechen möchte, welche Alleinstellungsmerkmale das Produkt hat, welche Arten der Finanzierung sich anbieten.

Ideen verkaufen. In der Planungsphase eines Start-ups können – und sollen – diese Notizen immer wieder angepasst werden. „Alles, was ihr macht, ist dynamisch. Hinterfragt eure Pläne!“, rät Cronin den Gründern. Denn der Erfolg käme nicht über Nacht, und – woran Cronin seine Zuhörer immer wieder erinnert – das Start-up-Leben ist kein einfaches: „Google steht nicht sofort mit einer Milliarde vor eurer Tür.“ Geld springe für den Gründer besonders am Beginn des Projekts keines heraus, jeder Cent solle in das Unternehmen reinvestiert werden.

Doch so weit sind die meisten der Teilnehmer noch gar nicht. „Ich habe meine Start-up-Idee das erste Mal für die Bewerbung zum Workshop ausformuliert“, gibt einer von ihnen zu. Er plant eine Reiseplattform. Die Übung, die dazu passt: „Was antwortest du auf die Frage: Was machst du so?“, fragt Cronin in die Runde. „Stellt euch vor, ihr seid in einer Bar. Ihr könnt nie wissen, wer vor euch steht, also stellt eure Arbeit so knackig wie möglich vor.“ Auf die Präsentation, den Verkauf der Idee komme es immer an, meint Cronin. „Nicht die beste Idee ist erfolgreich – sondern die lauteste.“

Überhaupt empfiehlt Cronin, früh den Kontakt zum Kunden zu suchen und auch Netzwerke aufzubauen. Mit diesem Ratschlag ist der erste Abend beendet, fünf weitere werden noch folgen. Die nächsten Workshops beinhalten Arbeitsschritte nach der Konzeption: Finanzierung, Strategien bei der Markteinführung, rechtliche Punkte und Pitching. Neben Daniel Cronin sind Daniel Horak und Philipp Kinsky im Team der Vortragenden. Horak ist Ko-Gründer der Crowdinvesting-Plattform Conda. Rechtsanwalt Kinsky hat sich wiederum auf Neugründungen spezialisiert.

Unsichere Anschlussfinanzierung. Mit der „Rocket Science“-Reihe treibt die WKW ihre Bemühungen voran, Wien als Start-up-Hotspot zu etablieren. Ohnehin ist die ganze Start-up-Szene in Österreich, insbesondere Wien, am Wachsen. Den Grund dafür sieht Daniel Cronin auch in den „exzellenten Förderungen“, die es in Österreich für Neugründungen gebe. Schwieriger gestalte sich da schon, an eine Anschlussfinanzierung zu gelangen. Der Start ginge finanziell einfach – man müsse sich aber stets vor Augen halten, wie es ohne Förderungen weitergehe. „Da ist das Umfeld in Berlin oder im Silicon Valley wesentlich besser.“

Compliance-Hinweis: Die Start-up-Seiten entstehen in redaktioneller Unabhängigkeit und mit finanzieller Unterstützung der Wirtschaftskammer Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2015)

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