Klaus Schneebergers Bürgermeister-Coup in Wiener Neustadt ruft sogar die Bundes-SPÖ auf den Plan.
Wiener Neustadt. Vor 40 Jahren ist er erstmals in den Gemeinderat eingezogen. Damals hätte sich der nun fast 65-jährige Klaus Schneeberger nicht träumen lassen, dass er 2015 schwarzer Bürgermeister im erzroten Wiener Neustadt sein wird. Am Freitag dieser Woche soll es im Gemeinderat mit einem Fünf-Parteien-Pakt gegen die SPÖ und in einem koalitionsfreien Raum so weit sein.
Das ist fast so kitschig wie in einer Heimatschnulze für den Liebhaber von Heimatfilmen, bei denen er laut Tochter Tina aus Sentimentalität bisweilen „plärrt“. Der gebürtige Lienzer kam nach dem Betriebswirtschaftsstudium zur EVN nach Niederösterreich. Er ist ein zäher, harter politischer Arbeiter, der seit 15 Jahren als ÖVP-Klubchef im Landtag eine wichtige, verlässliche Speerspitze für Landeshauptmann Erwin Pröll ist. Schneeberger, dem 1998 noch der spätere Innenminister Ernst Strasser als Klubchef vorgezogen worden war, war zur Stelle, wenn Feuer am Dach war. Sein Antrieb war auch: Er wollte zeigen, dass ein (am Bein) behinderter Mensch – er hatte mit vier Jahren Kinderlähmung – beruflich alles leisten kann.
Nachdem der SPÖ die Felle davongeschwommen waren, rückte Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos aus. Während sich die Bundes-SPÖ in eine etwaige rot-blaue Koalition nach der Burgenland-Wahl nicht einmischen will, hat er die Grünen nach dem Pakt in Wiener Neustadt als Steigbügelhalter für Schwarz-Blau geschmäht. (ett)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2015)