USA und Türkei rüsten syrische Rebellen auf

Nahe Sirte köpfte die Terrormiliz IS mehrere Kopten (im Bild trauernde Angehörige), nun nahmen sie die Stadt ein.
Nahe Sirte köpfte die Terrormiliz IS mehrere Kopten (im Bild trauernde Angehörige), nun nahmen sie die Stadt ein.(c) REUTERS
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400 US-Soldaten sollten außerhalb Syriens Militärkräfte ausbilden auch Waffen sollen geliefert werden. Der IS erobert in Libyen weiter Land.

Die USA und die Türkei wollen gemeinsam syrische Rebellen ausbilden und mit Waffen ausrüsten. Das Abkommen sei am Donnerstag unterzeichnet worden, teilte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu türkischen Journalisten mit. Die Rebellen sollen sowohl die syrische Regierung unter Präsident Bashar al-Assad als auch Jihadisten wie den Islamischen Staat (IS) bekämpfen.

Das US-Militär entsendet zur Ausbildung von Rebellen außerhalb Syriens mehr als 400 Militärkräfte. Laut Plan sollen in den kommenden drei Jahren mehr als 5.000 syrische Kämpfer ausgebildet werden. Welche Rebellengruppen ausgerüstet werden sollen, war zunächst nicht klar. In Medienberichten wurde aber insbesondere die Freie Syrische Armee erwähnt, eine lose Koalition von Assad-Gegnern.

Bereits seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien machen sich Washington und Ankara für einen Sturz Assads stark. Der Türkei wird vorgeworfen, islamistische Truppen in Syrien gefördert zu haben, um eine Unabhängigkeit der syrischen Kurden zu verhindern. Ankara gehört zwar dem von den USA angeführten Bündnis gegen den IS an, verweigert Washington aber das Recht, den großen Stützpunkt Incirlik als Basis für Luftangriffe gegen die Dschihadisten zu nutzen.

IS nimmt Gadaffi-Geburtsort Sirte ein

Anhänger des libyschen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sollen unterdessen die wichtige libysche Hafenstadt Sirte eingenommen haben. Nach Angaben der libyschen Nachrichtenseite „al-Wasat“ haben IS-Kämpfer am Donnerstag die Geburtsstadt des 2011 getöteten Machthabers Muammar al-Gaddafi erobert und örtlichen Verwaltungsgebäude übernommen. Der Betrieb der Universität von Sirte sei eingestellt worden, berichtete der Universitätsleiter „al-Wasat“.

In den Tagen zuvor hatte sich der IS bereits Kämpfe mit anderen islamistischen Milizen um die Vorherrschaft in Sirte geliefert. Nahe der Hafenstadt soll der IS auch das Propagandavideo aufgenommen haben, das die Ermordung von 21 christlichen Gastarbeitern aus Ägypten zeigt.
Unterdessen berichten türkische Medien, dass der IS in der Türkei Anschläge auf diplomatische Vertretungen anderer Länder plane. Etwa 3000 Extremisten, die an den Kämpfen um die syrische Kurdenstadt Kobane teilgenommen haben, warten demnach auf die Einreise in die Türkei. Einige sollen sogar bereits in Istanbul und Ankara Attentate vorbereiten, schreibt die Zeitung „Hürriyet“ unter Berufung auf den türkischen Inlandsgeheimdienst MIT. Einige IS-Kämpfer aus Syrien planten zudem, über Bulgarien in die EU einzureisen und dort Anschläge zu verüben, berichtete die Zeitung.

Organhandelvorwürfe gegen IS

Die IS-Terrormiliz geht unterdessen immer brutaler gegen die Menschen in dem von ihr kontrollierten Gebiet vor. Nach Angaben von Augenzeugen hat der IS im Westirak 30 Zivilisten bei lebendigem Leib verbrannt. Die Extremisten warfen den Opfern vor, mit Iraks Sicherheitskräften in der Provinz Anbar zusammengearbeitet zu haben. Anbar ist eine Hochburg sunnitischer Stämme, die anfangs den IS als Verbündeten im Kampf gegen die Regierung in Bagdad unterstützt hatten. Mittlerweile scheint aber auch hier der Unmut über den IS zu wachsen. Vor zwei Wochen hatte der IS ein Video mit der Verbrennung des jordanischen Kampfpiloten Mouath al-Kasaesbeh im Internet veröffentlicht.
Zudem wirft der Irak dem IS vor, sich auch über illegalen Organhandel zu finanzieren. Die Extremisten hätten Ärzte getötet, die sich geweigert hätten, dabei mit ihnen zusammenzuarbeiten, schilderte Iraks UN-Botschafter Mohammed Ali al-Hakim vor dem UN-Sicherheitsrat.

(APA/Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2015)

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