Hamilton nachträglich disqualifiziert - Trulli doch Dritter

Jarno Trulli - nun doch wieder Dritter
Jarno Trulli - nun doch wieder Dritter(c) EPA (Jens Buettner)
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Vier Tage nach dem Grand Prix von Australien verliert der Weltmeister doch seinen dritten Platz. Er soll die Sportkommissäre absichtlich "irregeführt" haben. Auch sein Team wird disqualifiziert.

Das Verwirrspiel ist perfekt: Weltmeister Lewis Hamilton und sein gesamter Rennstall McLaren-Mercedes wurden vier Tage nach dem Grand Prix von Australien aus den Ergebnislisten gestrichen. Das gaben die Sportkommissäre des Automobil-Weltverbandes FIA vor dem zweiten Grand Prix in Malaysia in Sepang unter Berücksichtigung neuer Beweise - vermutlich sind es die Funkprotokolle - bekannt.

Die FIA nannte "absichtliche Irreführung" der Sportkommissäre, die zur Bestrafung des Italieners Jarno Trulli geführt hatte, als Grund für die Disqualifikation. Laut der Nachrichtenagentur Reuters haben Hamilton und McLaren beim Hearing am Sonntag nach dem Rennen absichtlich falsche Beweise vorgelegt.

Trulli war kurz vor Schluss bei neutralisiertem Rennen von der Strecke gerutscht und von Hamilton passiert worden. Weil sich aber weder der Titelverteidiger noch McLaren der Legalität des Manövers sicher waren, wurde Hamilton angewiesen, Trulli wieder passieren zu lassen. Das Zurücküberholen war dem Italiener danach zum Verhängnis geworden. "Ich habe nie die Regeln gebrochen. Daher ist die Entscheidung fair", meinte Trulli. Der Italiener kam als Dritter ins Ziel. Nach einer 25-Sekunden-Strafe fiel er auf Platz 12 zurück.

Trulli: "Habe das, was ich verdient habe"

"Ich bin glücklich, denn jetzt habe ich das, was ich verdient habe", erklärte der Routinier - Platz drei hinter den überlegenen Brawn GPs von Jenson Button und Rubens Barrichello. "Und ich bin immer ehrlich gewesen", betonte Trulli. Ein kleiner Seitenhieb auf Hamilton, denn dieser hatte den Italiener offenbar bei den Stewards angeschwärzt. McLaren kündigte in einer ersten Stellungnahme an, keine Berufung gegen das Urteil einzulegen.

"Härte ist unübersehbar"

"Die Härte dieses Urteils ist unübersehbar, aber wir akzeptieren die Dinge, wie sie sind", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Wir brauchen jetzt alle Kraft für eine weitere Leistungssteigerung auf der Strecke und erwägen auch deshalb keine Berufung." Australien wolle man hinter sich lassen. "Der nächste Grand Prix wird am Sonntag gestartet, der letzte ist abgehakt", versicherte Haug. Hamilton gab zu den Vorwürfen keinen Kommentar ab.

Noch am Mittwoch hatte Toyota auf einen Protest gegen Trullis Strafe verzichtet - mangels Erfolgschancen, wie es hieß.

"Hamilton hat sicher nicht gelogen"

McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh nahm Hamilton am Donnerstag in Schutz: "Er hat sicher nicht gelogen", betonte der Engländer und suchte die Schuld beim Rennstall selbst. "Wir, das Team, haben einen Fehler gemacht", erklärte Whitmarsh. McLaren habe nicht den ganzen Funkverkehr zur Verfügung gestellt, weil man davon ausgegangen sei, dass die Rennleitung ohnehin mithört.

"Wir haben uns nicht klar genug ausgedrückt", meinte Whitmarsh. "Aber ich glaube nicht, dass unsere Informationen zu diesem Zeitpunkt im Entscheidungsfindungsprozess einen Unterschied gemacht hätten. Es war sicher keine absichtliche Irreführung." Dennoch drohen Hamilton und McLaren nach Bruch des Artikels 151C des Internationalen Sporting Codes weitere Sanktionen durch die FIA.

(APA/Red.)

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