Spannung in Islam-Gemeinschaft: Aleviten scheren aus

Symbolbild: Koran
Symbolbild: Koran(c) EPA (Vassil Donev)
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Die Aleviten wollen als eigenständige Religions-Gesellschaft anerkannt werden und sich von der islamischen Glaubens-Gemeinschaft abspalten. Das würde eine Machtverschiebung bedeuten.

Der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) droht eine entscheidende Schwächung: Die Aleviten in Österreich streben eine Anerkennung als eigenständige Religionsgesellschaft und - in weiterer Folge - als religiöse Bekenntnisgemeinschaft an. Ein entsprechender Antrag des "Kulturvereins von Aleviten in Wien" ist beim Kultusamt eingelangt, bestätigte Oliver Henhapel gegenüber "DiePresse.com". Allerdings sei er in seiner derzeitigen Form "nicht genehmigungsfähig", da noch Nachweise zu den Mitgliederzahlen und die Statuten fehlen.

Sollten diese Daten nachgereicht werden, gibt es aber noch einige Hürden für die Aleviten: So müsste die Gruppe mindestens 16.000 Mitglieder haben und dies auch nachweisen. In der jüngsten Volkszählung von 2001 wurden sie aber nicht gesondert erfasst. Viel heikler - weil auch intern umstritten - ist die Frage, ob die Aleviten Muslime sind oder nicht. Sehen sie sich als Muslime, fallen sie wie die Sunniten und Schiiten unter das Islamgesetz von 1912, das allen Anhängern des Islam Anerkennung garantiert. Dann würde ihnen auch nicht der Status als eigenständige Religionsgesellschaft zustehen.

Zwei Anträge von Aleviten

Der Antrag des "Kulturvereins von Aleviten in Wien" ist aber auch ein weiterer Schachzug im Machtspiel innerhalb der IGGiÖ: Die Aleviten fühlen sich - wie viele andere Gruppierungen - nicht durch Präsidenten Anas Schakfeh und die IGGiÖ vertreten und versuchen, die IGGiÖ als offizielle Vertretung zu stürzen. Daher wird der Antrag auch von der Initiative Liberaler Muslime Österreich" (ILMÖ) und dem "Islamischen Informations- und Dokumentationszentrum" in der Öffentlichkeit unterstützt.

Gleichzeitig bereitet die "Föderation der Aleviten Gemeinde in Österreich" einen ähnlichen Antrag auf Anerkennung als Religionsgesellschaft vor. Henhapel vom Kultusamt rechnet damit, dass sich die beiden Organisationen koordinieren werden. "Das wird länger dauern", sagt er.

Zeugen Jehovas: Entscheidung nicht vor Ostern

Eine weitere Glaubensgemeinschaft ist mit ihrem Antrag auf Anerkennung als Kirche in Österreich gerade erst abgeblitzt: Die Siebenten-Tags-Adventisten hatten ebenso einen Versuch unternommen, konnten allerdings nicht die notwendigen Mitglieder aufweisen. Die laut Volkszählung 4200 bekennenden Adventisten entsprechen nicht dem notwenigen Anteil von zwei Promille in der Bevölkerung (etwas mehr als 16.000).

Weiter warten heißt es für die Zeugen Jehovas, deren Chancen auf Anerkennung gut sind. Eine Entscheidung wird laut Henhapel nicht vor Ostern fallen.

(APA/BL)

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