Über 15.000 Ägypter aus Libyen in Heimat zurückgebracht

Noch warten viele Menschen, die vor dem IS-Terror geflohen sind, auf ihre Rückreise. In Libyen leben und arbeiten Hunderttausende Ägypter.

Das graumsame Video der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), das den Mord an 21 ägyptischen Kopten in Libyen zeigt, hat seine Wirkung nicht verfehlt. Seither sind nach Angaben ägyptischer Medien über 14.585 Ägypter aus dem Bürgerkriegsland geflohen und haben die Grenze bei Al-Sallum überquert. Mindestens tausend von ihnen, die nach Tunesien ausgewichen waren, wurden allein seit Freitag in ihr Heimatland ausgeflogen, erklärte das tunesische Verkehrsministerium am Montag. Noch am Abend sollten 250 weitere Ägypter vom Flughafen Djerba-Zarzis aus das Land in Richtung Heimat verlassen. 

Am 15. Februar hatte der libysche IS-Ableger bekanntgegeben, 21 Christen geköpft zu haben, die meisten von ihnen Ägypter. Als Vergeltung flog die ägyptische Luftwaffe zusammen mit den libyschen Streitkräften Luftangriffe auf IS-Stellungen. Die Regierung in Kairo rief ihre Landsleute auf, Libyen zu verlassen, und richtete für sie eine Luftbrücke ein. Hunderttausende Ägypter leben und arbeiten im Nachbarland Libyen, vor allem im Bausektor und im Handwerk.

Banges Warten auf die Einreise

Auch am Montag warteten nach Angaben eines tunesischen Zollbeamten auf der libyschen Seite der Grenze Ägypter darauf, nach Tunesien einreisen zu können. Wie viele Ägypter es waren, sagte er nicht.

Wegen des Bürgerkriegs in Libyen wollten bereits im vergangenen Juli tausende Ägypter nach Tunesien fliehen. Weil die tunesischen Behörden ihnen aber die Einreise verweigerten, harrten sie tagelang an der libysch-tunesischen Grenze aus, bis die Regierung in Kairo ihnen die Ausreise in die Heimat organisierte. Aus Angst vor massiven Flüchtlingsbewegungen wie nach dem Sturz des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 lässt Tunesien nur Ausländer einreisen, deren Heimatland die Rückführung organisiert.

Lybien zieht sich aus Gesprächen zurück

Derweil verkündete das international anerkannte Parlament Libyens seinen Rückzug aus dem Dialog zur Lösung der politischen Krise in dem nordafrikanischen Land. "Die Abgeordnetenkammer hat heute dafür gestimmt, ihre Teilnahme an dem Dialog auszusetzen", teilte der Abgeordnete Issa al-Aribi mit. Das Parlament erklärte, es werde die Gründe für den Rückzug später mitteilen, verwies aber auf den Terroranschlag in Al-Koba, bei dem am Freitag 40 Menschen getötet worden waren.

Die IS-Gruppe hatte sich zu dem Selbstmordanschlag in der östlichen Stadt bekannt. Ein Abgeordneter sagte, die Entscheidung zum Rückzug aus dem Dialog sei getroffen worden aus Sorge, dass die Staatengemeinschaft darauf drängt, auch Islamisten in eine künftige Einheitsregierung aufzunehmen. Der UN-Sondergesandte für Libyen, Bernardino Leon, bemüht sich seit September vergeblich, die Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen.

(mit Material von APA/AFP)

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