Badawi-Ehefrau fordert: "König-Abdullah-Zentrum schließen"

Ensaf Haidar
Ensaf HaidarAPA/EPA/COLE BURSTON
  • Drucken

Die Frau des inhaftierten saudischen Bloggers Raif Badawi bittet Österreichs Regierung per Videobotschaft mitzuhelfen, "sein Leid zu beenden".

Ensaf Haidar, die Frau des inhaftierten saudischen Bloggers Raif Badawi, forderte in einer Videobotschaft am Dienstag erneut die Freilassung ihres Mannes und die Schließung des König-Abdullah-Dialogzentrums in Wien. Sie bat die österreichische Regierung um Unterstützung "um sein Leid zu beenden" und ihn vor weiteren Auspeitschungen zu bewahren.

Haidar bedankte sich in dem Video, das bei einer Pressekonferenz der Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ) in Wien präsentiert wurde, bei der österreichischen Regierung für ihre Haltung im Fall Badawi und für die wöchentlich stattfindenden Mahnwachen von Amnesty International und den Grünen. Diese werden am Freitag zum achten Mal abgehalten. Haidar rief die Regierung dazu auf, die "Freilassung meines unschuldig verurteilten Mannes" zu erwirken. Gleichzeitig solle Österreich "als Hüter der Menschenrechte alles tun, um die Schließung des König-Abdullah-Dialogzentrums in Wien zu erreichen", sagte Haidar laut der Übersetzung von Amer Albayati von der ILMÖ. Das Dialogzentrum habe angesichts der Menschenrechtsverletzungen in Saudiarabien keine Glaubwürdigkeit mehr und schade dem internationalen Image Österreichs.

Badawi war im Mai 2014 zu zehn Jahren Haft, 1000 Stockhieben und einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er in einem Internetforum den Islam beleidigt haben soll. 50 Stockhiebe hat er Anfang Jänner erhalten, die weiteren Tranchen wurden "aus gesundheitlichen Gründen" bisher immer wieder verschoben. Der 31-jährige Aktivist hatte auf seiner Internetseite "Liberal Saudi Network" wiederholt die Religionspolizei für ihre harte Durchsetzung der in dem wahhabitischen Königreich vorherrschenden strengen Auslegung des Islam kritisiert. "Sobald ein Denker seine Ideen offenlegt, wird er mit Hunderten Fatwas konfrontiert, nur weil er es gewagt hat, ein geheiligtes Thema aufzugreifen", hieß es in einem der Blogeinträge.

Das "König Abdullah Bin Abdulaziz Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" (KAICIID), das von Riad finanziert wird, hat sich bisher geweigert, die Bestrafung Badawis zu verurteilen. Es steht unter anderem deshalb seit längerem unter Kritik. Grüne und SPÖ drängen auf eine Schließung des Zentrums, während die ÖVP auf die negativen Folgen eines solchen Schrittes - Stichwort Wirtschaftsbeziehungen zu Saudiarabien und Rolle Wiens als Sitz der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) - verweist.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild: Proteste für die Freilassung von Raif Badawi
Außenpolitik

"Abfall von Islam": Todesstrafe für Blogger Badawi?

Die Akte ihres Mannes wurde dem Richter zugewiesen, der ihn zu zehn Jahren Haft und Peitschenhieben verurteilt hatte, kritisiert Ensaf Haidar. Im Falle einer Verurteilung droht dem Blogger die Enthauptung.
Europa

Fall Badawi: SPÖ sieht im ÖVP-Verhalten "Armutszeugnis"

Die ÖVP-Abgeordneten im EU-Parlament stimmten gegen die Resolution zur Freilassung des Bloggers. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Darabos zürnt.
Auch in Österreich wurde gegen die Strafe für den saudischen Blogger Raif Badawi protestiert - unter anderem vor der saudischen Botschaft in Wien.
Außenpolitik

Stockschläge: Fall Badawi geht erneut ans Strafgericht

Das saudische Höchstgericht gibt den Fall des zu einer Prügelstrafe verurteilten Bloggers zurück an die Strafkammer.
Saudi-Arabiens neuer König Salman
Außenpolitik

Saudischer König begnadigt 2500 Gefangene

Delikte wie Mord, Terrorismus und Drogenhandel sind von dem Gnadenerlass ausgenommen.
Protest gegen Inhaftierung des Bloggers Raif Badawi in London
Außenpolitik

Saudiarabien: Blogger wird vorerst nicht ausgepeitscht

Die Veruteilung des Bloggers wird international scharf kritisiert. Ingesamt 1000 Peitschenhiebe sollte Raif Badawi erhalten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.