Revoltierende Generäle im Bundesheer

(c) APA (Georg Hochmuth)
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Ein Brief an Minister Darabos sorgt für Aufregung. Die Stimmung zwischen Darabos und seinen Generälen – die für die „Presse“ am Freitag nicht erreichbar waren – ist nun äußerst gespannt.

Verteidigungsminister Norbert Darabos befindet sich im offenen Konflikt mit seinen höchsten Offizieren. Der Anlass: unter anderem ein Interview des Ministers in der „Presse“ vor zwei Wochen, in dem er Geldprobleme des Heers und Probleme beim Auffüllen der Miliz abstritt. Der Generalstabschef habe ihm versichert, dass genug Resourcen für das Heer und genug Freiwillige für die Miliz zur Verfügung stünden, so der Minister damals.

Das brachte Generalstabschef Edmund Entacher – Sozialdemokrat und an sich ein Darabos-Mann – auf die Palme. Der extreme Sparkurs, den das Heer bei der Ausbildung und bei Übungen exekutieren muss, ist wahrlich nicht nach seinem Geschmack. Und dass er in der Öffentlichkeit die Rechtfertigung dafür liefern muss, schon gar nicht. General Entacher verfasste einen Brief, in dem er schonungslos die Folgen des Sparkurses aufzeigte. Unterschrieben ist dieser angeblich von sämtlichen Topoffizieren des Generalstabs, angefangen vom stellvertretenden Generalstabschef Othmar Commenda – ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des Bundesheers.

Ganz leicht war aber die Information nicht an den Minister zu bringen: Mehrere Übergabetermine sollen geplatzt sein, Darabos soll sich schließlich geweigert haben, den Brief anzunehmen. So blieb Entacher nichts anderes übrig, als ihn im Sekretariat des Ministers abzugeben. Somit ist auch eine Aussendung, die das Ministerium in Reaktion auf einen „Kurier“-Artikel im Namen Entachers herausgegeben hat, formal richtig: „Entacher stellte klar, dass kein Zustandsbericht oder ähnliches an den Bundesminister übergeben wurde“, heißt es dort. Natürlich nicht: Er wurde nicht übergeben, sondern hinterlegt.

Die Stimmung zwischen Darabos und seinen Generälen – die für die „Presse“ am Freitag nicht erreichbar waren – ist nun äußerst gespannt. Auch personelle Konsequenzen werden nicht ausgeschlossen. Entacher lässt sich nicht beirren: Irgendwann kommt der Punkt, an dem das Gewissen wichtiger ist als der Gehorsam, heißt es in seinem Umfeld.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2009)

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