Wiener Schafberg: Rodler, Hunde, Häuslebauer

Kleingartenhäuser neben Millionärsvillen. Knusperhausidyllen neben Südstaaten-Style. Jede Menge Leben in der Natur und drei Friedhöfe. Unterwegs auf dem Wiener Schafberg.

Da oben, am Schafberg, auf 388 Metern, scheint die Welt noch ihn Ordnung zu sein. Wenn Schnee liegt, tummeln sich Kinder und Eltern und rodeln die Wiese hinunter. Im Frühling, Herbst und Sommer mutieren Hang und angrenzender Wald zum Spiel- und Sportrevier für Hunde und Läufer. Der Schafberg bietet Großstädtern einen besonderen Naturraum: von der Lage stadtnah und von der Optik doch stadtfern. Einen der schönsten Blicke über Wien gibt es gratis dazu – auf der höchsten Erhebung des 18. Bezirks, die seit Ende des 19. Jahrhunderts die Grenze zwischen Hernals und Währing bildet.

 

Garten mit Panoramablick

Czartoryskigasse, benannt nach dem Kunstsammler und früheren polnischen Offizier Fürst Konstantin Adam Czartoryski, heißt die verkehrstechnische Hauptader der beschaulichen Gegend, die unweit vom Gersthofer Platzl ihren Ausgang nimmt. Gesäumt vom Gersthofer Friedhof zur Linken und den Friedhöfen Dornbach und Hernals zur Rechten geht es bergauf. Dort säumen ein paar markante Punkte den Weg auf die Schafberghöhe: das Wasserreservoir. Dann das Schutzhaus Schafberg, das mittlerweile ein beliebter Treffpunkt auch für viele Nichtwähringer geworden ist. Schließlich das traditionsreiche Schafbergbad samt dem kleinem Eisstand davor. Das bekannteste Bauwerk am Fuß des Schafbergs ist die denkmalgeschützte, dem heiligen Thomas Morus geweihte Schafbergkirche, geplant vom Architekten Franz Graf – sakrale Architektur aus den 1950ern in der Tradition eines Clemens Holzmeister. Auf der Rückseite des Schafbergs befindet sich das urige Steirerstöckl, am Rand des Pötzleinsdorfer Schlossparks. Wo sich am Wochenende die Besucher gern in Dirndl und Leinenjanker werfen, um steirische Kost aufgetischt zu bekommen.

„Man braucht nicht viel Fantasie, um sich hier einen schönen Wochenendtag zu gestalten“, weiß die Künstlerin Martine Lenoble. Vor 15 Jahren ist sie von einer kleinen, lichtarmen Wohnung „im tiefen Ottakring“ mit ihrem Mann, den zwei Töchtern, ein paar Katzen und einem Hund an den Südhang des Schafbergs gezogen. „700 Quadratmeter Garten und Panoramablick über Wien. In eine Richtung sind wir in fünf Gehminuten bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, in die andere Richtung in der gleichen Zeit mitten in der Natur.“

>>Mehr "Presse"-Grätzeltouren - mit interaktiver Karte

 

Chaotisch, lebendig

Kein Wunder, dass der Schafberg zu den begehrtesten Wohngegenden in Wien zählt. Und zu den heterogensten, was die Preise und die Architektur betrifft. Denn hier mischt sich das klassische Gründerzeithaus unter modernere Reihenhausanlagen. Vereinzelt gibt es Häuser mit Gemeindewohnungen. Auffällig positionieren sich ein paar millionenschwere Villen. Ganz besonders sticht ein Objekt ins Auge, das im James Bond Style gestaltet ist und zu dem ein Golf-Green gehört.

Das Gros der Wohnbauten besteht freilich aus den zahllosen saisonal oder ganzjährig genutzten Einfamilienhäusern der Kleingartensiedlungen, die zumeist auf Pachtgründen der Stadt Wien errichtet wurden. Ein einheitliches Bild sucht man auch hier vergebens. Aufgrund verschiedener Bauordnungen stehen klassische 35- und 50-Quadratmeter-Kleingartenhäuser direkt neben teils wesentlich größeren, oft modern designten Architektenhäusern, in die nun die nächste Generation einzieht. „Ein bisschen chaotisch, aber sehr lebendig“, befindet Lenoble über die Optik dieser Neu- und Umbauten. Sie selbst wohnt in einem nach eigenen Plänen angefertigten Holzbau, außen weiß und mit einer Idee von Südstaatenstilistik. Auch das gibt's am Schafberg.

Zum Ort

Am Schafberg wohnt man preislich weit über, aber auch weit unter dem Wiener Durchschnitt. Je nachdem, ob es ein Eigentumsgrundstück (bis zu 1500 Euro pro Quadratmeter) oder eine Kleingartenpacht sein soll (Pacht für 350 Quadratmeter um rund 200 Euro pro Monat). Die Kleingartensiedlung in der Czartoryskigasse 190–192, 1170 Wien, existiert seit den 1920er-Jahren, www.kleingaertner.at
Schutzhaus Schafberg: www.schutzhaus-schafberg.at


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.