Adoption: Leider nein, Madonna

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Sie war schon wieder „Baby shoppen“ in Ostafrika. Diesmal ging Madonna beim Einkaufsbummel aber leer aus. Sie wird wieder kommen.

Weißer Strohhut, blonde Haare, ein buntes T-Shirt mit der Aufschrift „Malawi love“, die große Tochter Lourdes an der einen, den Bodyguard an der anderen Hand. Madonna ist wieder da, konnten die Bewohner des schmalen ostafrikanischen Staates Malawi diese Woche sagen.

Manche von ihnen wurden enttäuscht. Sie hatten gehofft, die „Queen of Pop“ mit den Fliegensonnenbrillen und dem weißen Strohhut aus der Nähe sehen zu können, hätten gern ein Autogramm von ihr mit nach Hause genommen, wenn doch auch sie so gerne wieder ein Stück Malawi mit nach Hause nehmen will. Aber die Sängerin wurde weitgehend abgeschirmt von ihren vielen Leibwächtern.

Madonna, im Vorjahr 50 geworden und kurz darauf von ihrem Ehemann Guy Ritchie geschieden, war letzte Woche in Malawi, antichambrierte bei Behörden und besuchte Schulen und Waisenhäuser. Der Grund: Sie wollte wieder ein Kind adoptieren. Ein Mädchen diesmal, und eines, das sie schon bei ihrem letzten Besuch vor zwei Jahren kennengelernt hatte: Mercy James, vier Jahre, Vollwaisin.

Vor zwei Jahren war ihr ein anderes Kind mehr ans Herz gewachsen. Den heute dreieinhalbjährigen Halbwaisen David Banda aus dem Dorf Masekese hat sie mitgenommen und diesmal wieder mitgebracht. Eine Reihe von Journalisten internationaler Agenturen hatten die Sängerin auf Schritt und Tritt verfolgt und teilweise aufschlussreiche Bilder veröffentlicht. Im Mittelpunkt stand vor allem David, der auf den Schoß seiner Neo-Mum geparkt seinen leiblichen Vater Yohane Banda zum ersten Mal wieder sah (auch von diesem Treffen gibt es Bilder). Und er traf auf Kinder, die heute seine Spielkameraden sein könnten. Einem Reuters-Fotografen gelang ein Schnappschuss einer solchen Begegnung zwischen David und den Kindern einer Schule, die Madonna finanziert hat. Wie angewurzelt stehen sie da, bestaunen einander gegenseitig. David hält eine Gitarre in der Hand, ein Gegenstand aus seiner neuen Welt – aus Muttis Arbeitswelt.


Die ganze Woche lang hatte Madonna auf den Bescheid des Gerichts gewartet. Am Montag sprach sie in der malawischen Hauptstadt Lilongwe eine Stunde bei einem Richter vor. Erst am Freitag kam die Entscheidung, der Antrag wurde abgelehnt. Das kam für viele und vor allem für Madonna überraschend, für Experten so überraschend aber auch wieder nicht. Schließlich haben sich Madonnas Lebensumstände geändert: Die Sängerin ist seit ihrer Scheidung Alleinerzieherin und schon über 50. Zudem gab es gerade in jüngster Zeit zunehmend Kritik von NGOs an beschleunigten, die bestehenden Gesetze umgehenden Adoptionen durch Prominente.

Eine Debatte in Amerika ausgelöst hat auch die Ökonomin Dambisa Moyo aus Zambia und ihr soeben erschienenes Buch: „Dead Aid“. Darin spricht sie sich gegen viele Formen von Entwicklungshilfe aus, im besonderen aber gegen die Adoptionen Prominenter.

Stimmen, die solche Adoptionen für hilfreich und sinnvoll halten, verhallen derzeit etwas. Wenn sich aber Madonna einen Wunsch erfüllen will, wird sie das auch tun. Sie wird also sicher bald wieder nach Malawi kommen. Mit Strohhut und Fliegenbrille.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2009)

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