Mehr als 6000 Menschen starben bereits in der Ostukraine. Besonders Frauen, Kinder, Ältere und Schwache leiden laut UNO-Bericht unter den Kämpfen.
Im bewaffneten Konflikt in der Ostukraine sind nach Angaben der Vereinten Nationen inzwischen mehr als 6000 Menschen getötet worden. Die Kämpfe hätten zu einer "schonungslosen Zerstörung" ziviler Leben und der Infrastruktur geführt, erklärte UNO-Menschenrechtskommissar Zaid Raad al-Hussein am Montag in Genf.
Gerade die Kämpfe unmittelbar vor Inkrafttreten der jüngsten Waffenruhe hätten Hunderte Menschenleben gefordert, erklärte Hussein. Der aktuelle Bericht zur Menschenrechtslage in der Ostukraine zeige "ein Bild gnadenloser Zerstörung des Lebens von Zivilisten und der Infrastruktur." Besonders Frauen, Kinder, Ältere und Schwache litten unter den unhaltbaren Zuständen. Der Menschenrechtskommissar rief die Konfliktparteien in der Ukraine zur Einhaltung der im Minsker Abkommen vereinbarten Waffenruhe auf.
"Greifbare Fortschritte"
Am Montag war die Lage in den umkämpften Gebieten zunächst relativ ruhig. Die Regierung in Kiew teilte am Sonntag mit, binnen 24 Stunden sei kein Soldat getötet worden, am Montag war von einem toten Soldaten die Rede.
Der eingeleitete Abzug schwerer Waffen und die weitgehende Einhaltung der Feuerpause hatten zuletzt Hoffnungen auf eine Deeskalation genährt. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte am Montag in Genf, es gebe "greifbare Fortschritte". Wer nun "durch die Lieferung von Waffen eine friedliche Lösung sabotieren" wolle, nehme "eine große Verantwortung" auf sich.
Am Rande der Tagung des UNO-Menschenrechtsrats berieten US-Außenminister John Kerry und sein russischer Lawrow über den Konflikt. Das Treffen fand unter schwierigen Vorzeichen statt. Kerry hatte russischen Regierungsvertretern kürzlich vorgeworfen, "ihm direkt ins Gesicht zu lügen." Die beiden Minister sprachen in Genf zunächst fast eineinhalb Stunden und später noch einmal kurz miteinander. Aus den Gesprächen drang allerdings nichts nach draußen.
Waffenrückzug bestätigt
Prorussische Separatisten kämpfen im Osten der Ukraine seit Monaten gegen die ukrainische Armee. Am 12. Februar unterzeichneten beide Seiten in der weißrussischen Hauptstadt Minsk unter internationaler Vermittlung einen Friedensfahrplan. Die Waffenruhe wurde seitdem jedoch mehrfach gebrochen, auch der Abzug schwerer Waffen verzögerte sich.
Kiew und der Westen werfen Russland vor, die Separatisten mit militärischen Kräften und Waffen zu unterstützen, was Moskau bestreitet. Die USA erwogen zuletzt, der Ukraine Waffen zu liefern. In der Europäischen Union wird dies allerdings weitgehend abgelehnt.
Der Vizechef der Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) für die Ukraine, Alexander Hug, bestätigte den Rückzug schwerer Waffen. Es würden "Waffen weg von der Frontlinie in Richtung der Abzugslinien bewegt", sagte er am Montag im Fernsehsender Phoenix. Die Waffenruhe halte weitgehend. "An strategischen Punkten wie zum Beispiel östlich der Stadt Mariupol oder westlich der Stadt Donezk, in und um den Flughafen von Donezk sowie auch nördlich von Lugansk und auch in der Stadt Debalzewo finden jedoch immer noch Kämpfe statt, die wir registrieren", fügte Hug hinzu.
