Roiss kämpft um Verbleib an der OMV-Spitze

Roiss sei das Opfer einer Intrige des scheidenden ÖIAG-Chefs Rudolf Kemler geworden, geht aus einem anonymen Schreiben hervor.

Schon seit Wochen wird spekuliert, dass OMV-Chef Gerhard Roiss doch über den 30. Juni 2015 hinaus an der Spitze des teilstaatlichen Öl- und Gaskonzerns bleiben könnte. Rechtzeitig vor der OMV-Aufsichtsratstagung am 18. März wurde dem "Kurier" nun ein Brief zugespielt, der Roiss den Rücken stärkt und mit dessen Hilfe er sich doch noch länger im Sattel halten könnte.

Der Plot der Geschichte: Roiss soll sich gegen einen möglichen Totalverkauf der OMV-Beteiligung am Kunststoff-Hersteller Borealis an den zweiten OMV-Kernaktionär IPIC aus Abu Dhabi gestellt haben und auch gegen eine mögliche Beteiligung eines russischen Konzerns - die Rede ist von Gazprom oder Rosneft - an der OMV. Deshalb sei er einigen Leuten im Weg gewesen.

Rücktritt vom Rücktritt nicht unwahrscheinlich

In dem Verleumdungsschreiben sei Roiss Untreue im Zusammenhang mit der Übernahme der rumänischen Petrom im Jahr 2004 vorgeworfen worden - Vorwürfe, die sich inzwischen als haltlos erwiesen hätten. Dennoch sei es gelungen, Roiss - dessen Vertrag noch bis 2017 gelaufen wäre - zum vorzeitigen Rücktritt zu zwingen. Doch nun sei ein Rücktritt von diesem Rücktritt nicht mehr unwahrscheinlich, heißt es in dem Bericht.

Dass die Geschichte nun publik gemacht wird, "ist für mich ein Beweis, dass Roiss ein Kämpfer ist", sagte Anlegerschützer Wilhelm Rasinger heute, Montag, zur APA. "Er verschränkt nicht die Arme und lässt sich zur Exekution führen."

"Intrigen keine Entscheidungskriterium"

Jedenfalls habe Roiss "das Vertrauen des Streubesitzes", sagte Rasinger. "Er hat über viele Jahre sehr gute Arbeit geleistet. Ob er ein guter Diplomat war, lasse ich dahingestellt." Es wäre eigenartig, wenn nun mit Hochdruck noch im März eine Änderung an der OMV-Spitze herbeigeführt würde, und zwar von Kemler, der Roiss' Rücktritt betrieben habe und dessen Tage in der ÖIAG gezählt seien. "Was hochgekommen ist, ist mehr als undelikat. Intrigen dürfen kein Entscheidungskriterium bei einer Vorstandswahl sein".

Entscheidend werde sein, "inwieweit sich (Hans Jörg) Schelling jetzt einbringt", so Rasinger. Der Finanzminister müsse sich jetzt zwischen Roiss und Kemler "und seinem Hinterfeld" entscheiden.

Für die Wahl des OMV-Aufsichtsrates im Mai wünscht sich der Kleinanleger-Vertreter Rasinger den früheren OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer als Kandidaten für die Kemler-Nachfolge. "Die Abkühlphase ist vorbei, er kennt das Unternehmen und er hat viele Jahre gut mit Roiss zusammengearbeitet. Außerdem ist er diplomatisch und gut in der Politik verankert."

(APA)

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