Plastik in Donau: Kritik an Gesetzgebung

Archivbild: Das Gelände der Firma Borealis
Archivbild: Das Gelände der Firma BorealisNovotny / Die Presse
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Wissenschaftler rechnen vor, dass die Abwasserverordnung hohe Werte zulässt: „Das ist nicht mehr zeitgemäß.“

Vor einem Jahr machte „Die Presse“ öffentlich, dass der Chemiekonzern Borealis an seinem Standort Schwechat eine größere Menge Kunststoffs „verloren“ und in die angrenzende Donau geleitet hatte. Jene Forscher der Universität Wien, die damals an der Aufklärung beteiligt waren, veröffentlichten nun einen kritischen Artikel im Wissenschaftsjournal „Environmental Pollution“. Kernaussage: Die Empörung von Behörden und Politikern über dieses Problem zielt ins Leere. Das Einleiten von Plastik in die Umwelt wird von den geltenden Gesetzen in einem hohen Ausmaß toleriert.

„Solche Regelungen sind mit dem heutigen Wissensstand einfach nicht mehr zeitgemäß“, sagt Aaron Lechner vom Department für Limnologie (Ko-Autor: David Ramler). Wie viel die Gesetze in Österreich tolerieren, hat er in einem Beispiel errechnet. Bei einer hypothetischen Abwassermenge von 100 Litern pro Sekunde im Werk Schwechat dürfte Borealis bis zu 94,5 Tonnen Plastikpartikel jährlich „verlieren“. Lechner: „Der Gesetzgeber behandelt Verschmutzungen durch Kunststoff überspitzt formuliert immer noch so, als handle es sich um Bananenschalen.“

(awe)

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