Für das Museum müssen 3000 Quadratmeter in der Neuen Burg geschaffen werden. Dafür soll die Sammlung der historischen Instrumente weichen. Dagegen regt sich Protest.
Wien. Für Leopold Mozarts Geige ist hier bald kein Platz mehr. Auch nicht für die seltenen Flöten, die auch Spazierstöcke sind. Diese sind Teil der Sammlung historischer Instrumente in der Neuen Burg, die voller Schätze, Geschichte und Anekdoten ist. Jährlich sehen rund 80.000 Menschen, darunter etliche internationale Studenten, die 750 Exponate des Kunsthistorischen Museums (KHM), die in der Beletage der Neuen Burg untergebracht sind.
Den alten Instrumenten könnte aber jetzt die Übersiedlung in ein seelenloses Depot drohen, fürchtet Sammlungsdirektor Rudolf Hopfner. Denn ausgerechnet hier möchte Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) am liebsten sein angekündigtes Haus der Geschichte 2018 eröffnen, bestätigt auch KHM-Direktorin Sabine Haag. Auf rund 3000m2 Ausstellungsfläche soll die Geschichte der Republik Österreichs aufgearbeitet werden – Platz, der erst einmal geschaffen werden muss. Denn derzeit werden alle Räumlichkeiten vom KHM und der Nationalbibliothek genutzt. „Alle Pläne, die ich gesehen habe, würden eine vollständige Schließung zur Konsequenz haben – zumindest in der Zeit des Umbaus. Und was danach passiert, weiß ich auch nicht“, sagt Hopfner. Mit ihm habe vorher niemand gesprochen, und auch jetzt sei er nicht in die Planung einbezogen, er kenne das Konzept nicht.
Konzept fehlt
Das gibt es offenbar auch (noch) nicht: Zwar entwickelt der Historiker Oliver Rathkolb mithilfe eines wissenschaftlichen Beirates bis Sommer ein inhaltliches Konzept – allerdings nur für das Haus der Geschichte. Was mit den anderen Museen (Welt- und Ephesos-Museum) oder den dort beheimateten Sammlungen, wie eben den historischen Instrumenten oder der Hofjagd- und Rüstkammer passieren soll, ob sie umstrukturiert, ausgelagert oder verkleinert werden, ist unklar. Auf „Presse“-Anfrage verweist das Ministerium an das KHM und das wieder an das Ministerium. Keiner kann Auskunft geben, man führe aber „gute Gespräche“ und prüfe unterschiedliche Varianten, wie es heißt. Auch was die Kosten betrifft, und wer diese tragen soll, gibt es noch keine Klarheit. „Zuerst brauchen wir ein gutes Konzept für das Haus, und dann können wir über die Finanzierung sprechen“, wird im Kulturressort erklärt. „Es ist aber wirklich jeder daran interessiert, dass es ein schönes Haus wird und dass die Situation für alle besser wird. Auch für die Sammlung“, versichert eine Sprecherin.
Auch Direktorin überrascht

Freunde der Musikinstrumente-Sammlung wollen nicht so recht an dieses Versprechen glauben und haben eine Online-Petition (change.org) für deren vollständigen Erhalt gestartet. 2800 Unterschriften konnten in fünf Tagen gesammelt werden, viele davon kamen aus Japan, Kanada, Amerika. „Das ist ein großes Kompliment und zeigt wieder den international hohen Stellenwert der Sammlung“, sagt Hopfner, der auch unterschrieben hat. Und: „Nicht falsch verstehen, das Haus der Geschichte ist eine sehr wichtige und wünschenswerte Einrichtung, aber es braucht ein gutes Gesamtkonzept, und ob die Räumlichkeiten hier passen, ist fraglich.“ Für Direktorin Sabine Haag ist die Standortfrage nicht restlos geklärt: „Wo das Museum eröffnet wird, hängt wohl vom Konzept ab. Das wird eine politische Entscheidung sein. Wir waren von der Entscheidung überrascht, haben nicht damit gerechnet.“ 20 Jahre wurde über das Haus der Geschichte und dessen Standort verhandelt, ein schnelles Ende scheint auch jetzt nicht in Sicht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2015)