Andritz-Chef: „Keine Firma ist in Österreich angenagelt“

APA/GEORG HOCHMUTH
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Andritz-Chef Wolfgang Leitner warnt vor höheren Steuern für Erben und Stifter. Viele heimische Firmen könnten verkauft werden.

Wien. Wolfgang Leitner ist ein besonnener Mann. Zur heimischen Innenpolitik äußert sich der Chef des steirischen Maschinenbauers Andritz in der Öffentlichkeit für gewöhnlich nicht. Dabei ist ihm diese Welt durchaus nicht fremd. Immerhin wird der Manager auf Wunsch der ÖVP in Zukunft auch mitentscheiden, wen die Republik in den Aufsichtsrat ihrer Staatsfirmen schicken wird. Nur mit offener Kritik via Medien sparte er bisher.

Bis zum gestrigen Donnerstag: „Die Politik ist ungeschickt und hat zum Teil die falschen Ziele“, wetterte Leitner bei der Präsentation der Jahresbilanz seines Unternehmens. Die Unsicherheit rund um die Steuerreform, die zu einem Steuererhöhungspaket werde, „verdirbt die Stimmung“ der Unternehmer im Land. „Ich wundere mich, warum die Politik kein Interesse zeigt, Unternehmen zu unterstützen und in Österreich zu halten“.

„Es gibt eine Belastungsgrenze“

Vor allem die Diskussion über eine höhere Besteuerung von Stiftungen und Erbschaften hält er für fatal. Hinter vielen österreichischen Unternehmen stünden heimische Stiftungen. Verschlechtere sich hier die steuerliche Situation würden sie wohl bald an Finanzinvestoren verkauft werden. Leitner ist einer der reichsten Österreicher und besitzt mit seiner Familie über Stiftungen knapp 30 Prozent am Maschinenbauer Andritz. „Das ist keine Drohung“, betonte er. Andritz sei seit vielen Jahren glücklich in Graz. Vieles am Standort Österreich sei – immer noch – gut. Aber „es gibt eine Belastungsgrenze“ Kein Unternehmen sei in Österreich „angenagelt“ und „niemand, der ein Unternehmen besitzt, ist irrational“.

Von den weltweit 25.000 Mitarbeitern arbeitet knapp ein Siebentel in Österreich. Andritz verkauft Anlagen für die Papierindustrie sowie Turbinen und Generatoren für Wasserkraftwerke. Im vergangenen Jahr gelang das überraschend gut. Der Gewinn stieg nach einem schwachen Vorjahr von 66,6 Millionen Euro auf 210,9 Millionen Euro. Mitgrund für für den starken Zuwachs war auch, dass die hohen Rückstellungen für ein pannenreiches Großprojekt in Uruguay die Bilanz belastet hatten. Heute seien sowohl Auftragsstand als auch Auftragseingänge auf Rekordniveau. Die Metallsparte konnte ihr Ergebnis trotz der schwachen Stahlgeschäfts gar um 37 Prozent steigern.

Dividende wird verdoppelt

Die Andritz-Aktionäre profitieren ebenfalls von dem guten Jahr. Die Dividende wird auf einen Euro je Aktie verdoppelt. Das Papier zog an der Wiener Börse im Tagesverlauf um mehr als drei Prozent an.

Auch im laufenden Jahr will das Unternehmen weiter zulegen. Dank eines hohen Auftragspolsters sei mit einer leichten Umsatzsteigerung sowie einem höheren Nettogewinn zu rechnen.

Ein gewisses Risiko sieht Leitner in seinem größten Markt, Europa. „Die Unsicherheit in der Eurozone ist groß“, sagt der Manager. „Gibt es Wachstum? Gibt es Wachstum nur in Deutschland?“ Aber auch er erkennt erste Anzeichen einer Erholung am Kontinent – wenn auch mit großen Unterschieden in den einzelnen Ländern. Das absolute Niveau sei jedoch gut. „Wir sind vorsichtig optimistisch“. (auer)

("Die Presse", Printausgabe vom 6.3.2015)

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