Für Kasparow ist Putin ein Krebsgeschwür

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Der ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow attackiert Kreml-Chef Wladimir Putin.

Washington. Aus seiner expliziten Kritik am System Putin hat Garri Kasparow nie ein Hehl gemacht. Mal zog der frühere Schachweltmeister über den „Faschismus“ des Kreml-Führers her, mal über dessen Diktatur. Kein Wunder also, dass er des Öfteren mit der Staatsgewalt in Russland aneinandergeriet: 2007 zwangen ihn die Behörden in Moskau, seine Präsidentschaftskandidatur niederzulegen; 2012 steckten sie ihn nach einem Protest kurzzeitig in Haft. In Russland, wo er nur noch eine Randfigur ist, fühlt er sich längst nicht mehr sicher. Neuerdings ist er im Besitz der Staatsbürgerschaft Kroatiens, seines Urlaubsdomizils.

Die meiste Zeit verbringt der 51-jährige mit den armenischen Wurzeln indes in New York, und so trat er jüngst auch in seiner Wahlheimat in einem Senatshearing in Washington auf, wo er massive Vorwürfe gegen den russischen Präsidenten erhob. Der Westen solle aufhören zu glauben, mit Putin könne man in guter Absicht verhandeln. Mit einem „Krebsgeschwür“ könne man nicht verhandeln, man müsse es stattdessen herausschneiden.

Putin muss weg

„Nur wenn Putin weg ist, kann Russland ein freies, starkes und unabhängiges Land sein, von dem Boris Nemzow immer träumte“, erklärte Kasparow. „Putin und seine Eliten glauben nach 15 Jahren an der Macht, dass es keine Linie gibt, die sie nicht überschreiten können.“ Er brachte den Mord an dem Oppositionspolitiker in Zusammenhang mit dem Kreml: „Boris Nemzow wurde umgebracht, weil er umgebracht werden konnte.“ Das Attentat auf seinen politischen Weggefährten hatte den Schach-Champion aufgewühlt. Gemeinsam hatten sie das Bündnis Solidarnost aus der Taufe gehoben. (ag./vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2015)

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