Gehalt: In den ersten zehn Jahren muss man abschöpfen

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To match feature YOUTH-INVESTORS/(c) REUTERS (� Brian Snyder / Reuters)
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Angestellte, die mit einem Mini-Gehalt ins Berufsleben einsteigen, haben keine Chance auf einen späteren Spitzenverdienst, haben US-Ökonomen herausgefunden.

Der Vergleich beim Gehalt mit dem Marathonlauf funktioniert nicht. Schon eher der mit dem Weitsprung: Wer gleich zu Beginn richtig lossprintet, hat eine große Chance auf einen weiten Satz. Umgelegt auf das Berufsleben heißt das: Wer sich nicht von Beginn an einen guten Platz am Futtertrog sichert, hat es später schwer. Im Alter von 30 Jahren soll man sich seine Position bereits gesichert haben, schreibt der "Spiegel" und zitiert dabei eine Studie von US-Ökonomen im Auftrag der Federal Reserve Bank of New York. Die Forscher haben die Daten von fünf Millionen US-Angestellten über 40 Jahre analysiert.

Dabei war das nicht immer so. Früher galten andere Regeln, sagt die Studie: Schön langsam in das Berufsleben hineingleiten. Das Pulver nicht gleich verschießen, denn deine Berufskarriere dauert ein ganzes Leben. Doch das ungeschriebene Gesetz hat sich geändert. Heute heißt es Gas geben von Anfang an. Was Hänschen nicht schafft, holt Hans nimmer auf. Soll heißen: Gehaltsunterschiede, die sich in den ersten zehn Jahren des Berufslebens aufbauen, werden nicht mehr aufgeholt, zumindest nicht in den USA.

Rezession zieht sich durchs ganze Leben

"Mit durchschnittlich 25 Jahren sucht sich der Berufsanfänger einen Arbeitgeber, der ihn fördert. Er klettert die Karriereleiter hoch und macht keinen Schritt, der sich nicht lohnt. Das gilt auch fürs Geld", beschreibt Forscher Fatih Güvenen den typischen Beginn einer steilen Karriere. Er war einer von vier Wissenschaftlern, die untersuchten, wie sich die Gehälter von Arbeitern, Angestellten, Ärzten und Juristen in den Jahren zwischen 1978 und 2010 entwickelten. Das Ergebnis: Unter die Top Ten der Spitzenverdiener schaffte es nur, wer bis Mitte 30 die meisten Gehaltshürden genommen hatte.

Auch wenn die gesammelten Daten nur für amerikanische Angestellte gelten, lassen sich zumindest Tendenzen für den europäischen Arbeitsmarkt ablesen. So machte die Rezession 2007/08 den damaligen Studienabgängern zu schaffen. US-Angestellte, die während der Wirtschaftskrise ihr Studium zu Ende brachten und in einen unsicheren Arbeitsmarkt strömten, verdienen bis heute durchschnittlich weniger als Kollegen, die zu besseren Zeiten in den Job einstiegen. Nicht anders war es bei der Krise 2001. Viele fertige Studenten mussten einfach geringere Gehälter akzeptieren um überhaupt einen Job zu bekommen. Das änderte sich auch nicht nach der Flaute. Und die Chance, diesen Rückstand jemals aufzuholen schätzen US-Ökonomen als gering ein.

Selbständige können aufholen

Keine Regel ohne Ausnahme. Ärzte, Rechtsanwälte und Ingenieure sind laut der Studie die Einzigen, die es auch nach der magischen Altersgrenze noch in den Gehaltsolymp schaffen. Grund: Ihr Geld vermehrt sich kontinuierlich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt - zwischen dem 25. und 55. Berufsjahr im Schnitt um 230, in Einzelfällen sogar um satte 1500 Prozent. Allerdings gibt es den Erfolg nicht ohne Risiko: Wer abstürzt, erholt sich nur schwer und erreicht anschließend selten wieder das ursprüngliche Gehaltsniveau.

Angestellte im Mittelfeld starten zwar stark, aber mit Mitte 30 lassen die Gehaltssprünge dann auch wieder stark nach. Die Großzügigkeit der Arbeitgeber lässt nach: Die Inflation frisst die einst saftigen Gehälter auf. Aber Tariferhöhungen sorgen dann doch noch dafür, dass das Gehalt eines Angestellten zwischen 25 und 55 Jahren immerhin um rund ein Drittel steigt.

>> Artikel in "Spiegel-Online"

(Red.)

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