Der Sozialminister ortet keinen Spielraum für Neuverhandlungen über das Arbeitszeitpaket. Gesundheitsministerin Oberhauser stößt sich an der Art der Kommunikation.
Dass die Wiener Spitalsärzte das Dienstzeitenlösungspaket für die Mediziner des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) abgelehnt haben,stößt bei Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) auf wenig Anklang. Er betonte am Dienstag, "nicht wirklich Verständnis" für die Ärzte zu haben. Für Nachverhandlungen ortete er jedenfalls "keinen Spielraum". Problematisch sei wohl das gegenseitige Misstrauen, so der Ressortchef.
Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) ortete indes Fehler in der Kommunikation. Es sei ein "gutes Paket abgeschlossen" worden, dieses wurde aber aus ihrer Sicht "nicht gut kommuniziert", so Oberhauser vor dem Ministerrat. Als "Patientin, Ministerin und Mensch" appellierte sie nun an die Beteiligten, sich an den Tisch zu setzen und das gute Paket zu kommunizieren.
Oberhauser: Sicht der Patienten beachten
Der Konflikt werde etwa anders als bei Pilotenstreiks direkt beim Menschen geführt und dies müssten beide Seiten berücksichtigen. Sie selbst habe demnächst wieder eine Chemotherapie und eine Operation und "so geht es Tausenden". Beide Seiten sollten sich daher die Sicht der Patienten zu Herzen nehmen.
Woran es scheitert, das wisse sie nicht, sie geht aber davon aus, dass sich beide Seiten vorher überlegt haben, was sie unterschreiben. Auf die Frage, ob es Sachverhandlungen geben soll, meinte die Ressortchefin: "Da mische ich mich nicht ein." Grundsätzlich müsse man darauf achten, dass der Arbeitsplatz für Mediziner gut bleibt, meinte sie zu der Befürchtung, dass ein Ärztemangel drohen könnte: "Achtsam muss man sicher sein."
KAV: "Reden intensiv mit Ärzten"
Im KAV wird derzeit geprüft, ob und wie man bei den Diensten - vor allem bei jenen in der Nacht - Besetzungen reduzieren kann. Die diesbezüglichen Überlegungen würden strukturiert geschehen und vor allem im "intensiven Dialog" mit den Ärzten. Das sagt der Chef der Gemeindespitäler, Udo Janßen, am Dienstag zur Austria Presseagentur.
man sitze nach der Ablehnung des Pakets sitze der KAV-Generaldirektor laut eigenen Angaben bereits wieder in Arbeitsgruppen, wo über die weitere Umsetzung der Strukturmaßnahmen diskutiert werde. Dass die Gemeindeärzte das Verhandlungsergebnis mit überwältigender Mehrheit abgelehnt haben, hat laut dem
KAV-Generaldirektor keine Auswirkungen auf diese Gesprächsrunden. Er habe durchaus Verständnis für die Mediziner: "Es gibt bei jeder Veränderung gewisse Ängste." Derartige Maßnahmen hätten immerhin auch Auswirkungen auf individuelle Lebensweisen.
"Aber wir glauben, dass wir nun flexibler auf diese Bedürfnisse eingehen können", zeigte sich der KAV-Manager überzeugt. Dies werde durch die neuen Dienstformen, die sich etwa durch unterschiedliche
Dienstlängen auszeichnen, möglich. "Keiner wird sich das alte Modell in fünf Jahren wieder wünschen", prophezeite Janßen.
Nachtdienste beginnen in der Nacht
Die Änderungen seien jedenfalls nur gemeinsam mit den Ärzten möglich. Wobei es hier je nach Größe der Abteilungen "unterschiedliche Potenziale" gebe. Abgeklärt und besprochen würden diese nun in einer regelrechten "Workshopkaskade".
Janßen wies weiters darauf hin, dass die neue Regelung auch Vorteile für Patienten bringe - die künftig mehr Leistungen den ganzen Tag über in Anspruch nehmen könnten. Einer der maßgeblichen Punkte des Paktes sieht nämlich vor, dass die Nachtdienste nicht mehr wie bisher um 13.00 Uhr beginnen, sondern tatsächlich erst am Abend.
Ärztearbeitszeitgesetz
Seit 1. Jänner dürfen Spitalsärzte im Schnitt nur noch 48 Stunden pro Woche arbeiten, davor waren es 60. Weil damit Zuverdienstmöglichkeiten wie Nachtdienste wegfallen, forderten sie höhere Grundgehälter. Im Wiener KAV kam es Ende Jänner zu einer Einigung mit den Ärztevertretern. Die Ärzte stimmten nun mit 87,44 Prozent gegen die neue Regelung.
(APA)