Vier Jahre Fukushima: Noch immer sterben Japaner an Folgen

Norio Kimura, 49, verlor am 11. März 2011 Vater, Frau und Tochter.
Norio Kimura, 49, verlor am 11. März 2011 Vater, Frau und Tochter.(c) REUTERS (Toru Hanai)
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Die Jahre der Heimatlosigkeit nach dem Atomunfall von Fukushima wirken sich bei vielen Menschen verheerend aus. Vier Jahre nach dem Unglück sind noch immer Tausende auf der Flucht - und sterben an den Folgen.

Krankheit, Heimatlosigkeit, Selbstmord - obwohl durch den Super-GAU vom 11. März 2011 in Folge eines Erdbebens und gewaltigen Tsunamis in Fukushima niemand direkt ums Leben gekommen ist, sterben vier Jahre nach der Atomkatastrophe immer mehr Japaner an den Folgen. Wie die japanische Tageszeitung "Tokyo Shimbun" am Dienstag berichtete, erhöhte sich die Zahl der Opfer seit März vergangenen Jahres um 18 Prozent auf 1232 Tote.

Auch nach vier Jahren können noch immer rund 120.000 Menschen wegen der Strahlung nicht zurück in ihre Heimat. Zehntausende von ihnen hausen weiterhin in containerähnlichen engen Behelfsunterkünften - diese machen sie krank. Überlebende des Tsunamis beklagen, dass der Wiederaufbau nur schleppend vorankomme. Viele begehen Selbstmord.

Ministerpräsident Shinzo Abe kündigte am Vorabend des 4. Jahrestages der Katastrophe an, seine Regierung werde bis zum Sommer einen neuen Fünfjahresplan zur Wiederbelebung der betroffenen Gebiete ausarbeiten. Fast 19.000 Menschen waren von dem Tsunami in den Tod gerissen worden oder werden noch immer vermisst.

Verlust sozialer Beziehungen

Die meisten der Bewohner der Behelfsunterkünfte sind alte Menschen. Wegen der im nahen Umkreis der Atomruine Fukushima Daiichi noch immer hohen Strahlung können sie nicht in ihre Häuser zurück - viele wohl nie mehr. Schlimm ist auch der Verlust ihrer alten sozialen Bindungen. Gerade die Alten in Japans traditionell gruppenorientierter Gesellschaft leiden schwer darunter. Viele vereinsamen, manche Opfer begehen aus Verzweiflung Selbstmord.

Andere Opfer der Tsunami-Katastrophe können nicht zurück, weil viele Gebiete noch nicht wieder aufgebaut sind. Insgesamt rund 3200 Menschen sind seither an den Folgen des jahrelangen Lebens als Evakuierte gestorben. Am Samstag beginnt in Sendai, der größten Stadt der Region, die dritte Weltkonferenz zur Katastrophenvorsorge.

(APA/dpa)

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