Deutschland: Die Dauerlast der Energiewende

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Der deutsche Versorger RWE erzielte 2014 zwar einen Gewinn, aber das Betriebsergebnis sinkt stetig. Konkurrent E.On dürfte am Mittwoch einen Rekordverlust präsentieren.

Wien. Die einst stolzen Energieriesen RWE und E.ON finden in der Branchenkrise keinen Halt. Der Essener RWE-Konzern, der auch maßgeblich an der Kärntner Kelag beteiligt ist, kündigte am Dienstag für 2015 das dritte Mal in Folge wegbrechende Gewinne an. „In der konventionellen Stromerzeugung verschlechtern sich die Rahmenbedingungen schneller, als wir gegensteuern können“, sagte Vorstandschef Peter Terium auf der Bilanzpressekonferenz. Ursache hierfür seien die wegen des Ökostromausbaus und der Überkapazitäten der Kraftwerke stark gefallenen Strom-Großhandelspreise. Während RWE bereits 2013 hohe Abschreibungen auf seine Anlagen vornahm, steht dies E.ON noch bevor. Der Konzern könnte heute, Mittwoch, einen Verlust von rund drei Mrd. Euro präsentieren, prophezeien Analysten – es wäre der höchste Verlust eines börsenotierten Versorgers in Deutschland überhaupt.

Ausblick macht vorsichtig

35 bis 45 Prozent der konventionellen Kraftwerke würden derzeit kein Geld mehr verdienen, so Terium. Vor allem wegen des Einbruchs der Tochter RWE Generation fiel das Betriebsergebnis 2014 um ein Viertel auf vier Mrd. Euro. Terium erwartet 2015 einen weiteren Rückgang auf bis zu 3,6 Mrd. Euro.

Unter dem Strich konnte RWE im Vorjahr einen Gewinn von 1,7 Mrd. Euro verbuchen, nachdem 2013 wegen hoher Abschreibungen ein Verlust von 2,8 Mrd. Euro angefallen war. Für 2014 sollen die Aktionäre eine Dividende auf der Vorjahreshöhe von einem Euro je Aktie erhalten. Die RWE-Aktien notierten am Dienstag dennoch zeitweise über zwei Prozent im Minus. E.On-Titel verloren – im DAX-Schnitt – über ein Prozent. „Die Anleger genießen die Zahlen von RWE mit Vorsicht“, so ein Händler.

Das Geschäft mit Kraftwerken, das mit Kostensenkungen bzw. Stilllegung von Anlagen verbessert, im Unterschied zu E.On aber nicht ausgegliedert werden sollte, ist nur eines von vier Standbeinen bei RWE. „In den Bereichen Vertrieb, Netze sowie erneuerbare Energien eröffnet uns die Energiewende neue Wachstumschancen – und die wollen und werden wir nutzen“, so Terium: RWE versorge rund 23 Mio. Kunden mit Strom und Gas.

Anteilsverkäufe als Rettung

Die über Jahre hochgepäppelte Ökostromtochter Innogy, die unter anderem von neuen Windparks in der Nordsee profitieren sollte, soll von 2015 bis 2017 ihr Ergebnis im Jahresdurchschnitt um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag steigern. Im Vergleich zum Kraftwerksgeschäft ist ihr Beitrag noch gering. Es gibt Überlegungen, beide Geschäfte zusammenzulegen.

Mittelfristig wolle man RWE wieder auf Wachstumskurs bringen, kündigte Terium an. Der Niederländer führt den Konzern seit 2012, sein Vertrag wurde gerade bis 2021 verlängert. Bis 2017 will er die Kosten gegenüber 2012 um zwei Mrd. Euro senken – 500 Mio. Euro mehr als zuletzt geplant. RWE drückt wie E.On ein Schuldenberg von 31 Mrd. Euro. Für Erleichterung sorgt der Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea. Die Essener veräußerten trotz politischer Widerstände in Großbritannien die Tochter für 5,1 Mrd. Euro an russische Investoren, die nun mit BP in die Förderung in Ägypten investieren. Auf der Verkaufsliste – allerdings am unteren Ende – steht noch der mit E.On gehaltene Anteil an der Uranfirma Urenco.

Mit Anteilsverkäufen im Volumen von 20 Mrd. Euro hat auch E.On-Chef Johannes Teyssen in den vergangenen Jahren versucht, die Branchenkrise zu kontern. Zugleich pumpte der größte deutsche Versorger hohe Summen ins Ausland. Statt des Geschäfts mit Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken will sich E.On ab 2016 auf Ökostrom konzentrieren. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2015)

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