Die zwei Studien im Vergleich

Universität Wien und Umweltbundesamt fanden unabhängig von einander Plastik in der Donau. Dennoch gibt es Unterschiede.

Wien. Österreichs größter Fluss hat ein Plastikproblem. Erste wissenschaftliche Erkenntnisse dazu gab es bereits 2010. An die Öffentlichkeit gelangten die Ergebnisse erst 2014. Inzwischen wurde der Sachverhalt vom Umweltbundesamt in einer zweiten Studie bestätigt. Dennoch gibt es Unterschiede.

Vor fünf Jahren waren die Forscher Aaron Lechner und Hubert Keckeis am Südrand Wiens an der Donau unterwegs. Als wissenschaftler des Instituts für Limnologie und Ozeanografie suchten sie mit ihren eigens entwickelten Messvorrichtungen nach Fischlarven. Gefunden haben sie aber vor allem erhebliche Mengen an Plastik. Insbesondere Plastikrohstoff, der von der chemischen Industrie hergestellt und später von verarbeitenden Betrieben für die Herstellung von Kunstoffprodukten benötigt wird.

Eine Studie für das Konzernarchiv

Dem Plastikrohstoff herstellenden Chemikonzern Borealis blieb die Arbeit von Lechner und Keckeis vor Ort nicht verborgen. Das Unternehmen wusste, dass es selbst die Quelle für den Kunststoffausfluss war und beauftragte die beiden also mit einer bis heute geheim gehaltenen Exklusivstudie. 2014 stieß "Die Presse" bei Recherchen darauf und machte den Fall öffentlich.

Als Reaktion auf die empörten Reaktionen der Öffentlichkeit begann das Umweltbundesamt mit seiner eigenen Untersuchung. Im Großen und Ganzen wurden die Ergebnisse von Lechner und Keckeis bestätigt. Dennoch hatte ein Vertreter der internationalen Plastiklobby 2014 versucht, die beiden Forscher öffentlich als unglaubwürdig darzustellen.

Unterschiedliche Messmethoden


Die Mitarbeiter der Universität veröffentlichen ihre Arbeit nach einem sogenannten Review in einem international anerkannten wissenschaftlichen Journal. Ihren Berechnungen zufolge schwimmen bei Hainburg täglich 337 Kilogramm Plastik durch die Donau. Im aktuellen Szenario sind es zwar "nur" 190 Kilogramm, allerdings gibt es eine Reihe von Faktoren, die die unterschiedlichen Ergebnisse erklären.

Die Forscher aus Wien führten pro Standort fast 1000 Messungen durch, das Umweltbundesamt nicht einmal 200. Umgekehrt wurden die Netze des Amtes an Brücken montiert und über den gesamten Querschnitt des riesigen Flusses verteilt. Lechner und Keckeis hingegen führten ihre Messungen hautsächlich in Ufernähe durch, wo allerdings auch die höchsten Plastikkonzentrationen gemessen wurde.

(awe)

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