Deutsche Banken zittern um Heta-Milliarden

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Nach vorläufiger Rechnung geht es wohl um über fünf Milliarden Euro. Die Düsseldorfer Hypothekenbank soll ernsthaft gefährdet sein.

Der Haircut bei der Hypo-Abbaueinheit Heta wird auch bei vielen deutschen Finanzinstituten tiefe Spuren hinterlassen. Für das deutsche "Handelsblatt" wird die Hypo Alpe Adria gar zur Zeitbombe. Denn von der vor eineinhalb Wochen verhängten Aussetzung von Schuldenzahlungen sind Anleihen im Umfang von gut acht Milliarden Euro sind allein deutsche Banken und Versicherer mit zumindest 2,5 Mrd. Euro betroffen, so die Zeitung.

Darin sei der 2,3 Mrd. Euro schwere BayernLB-Kredit noch gar nicht enthalten, so das Blatt - wobei die BayernLB selbst sagt, dass es wegen der Franken-Entwicklung eigentlich schon 2,8 Mrd. Euro sind. Damit wäre man schon einmal bei mehr als fünf Milliarden Euro. Freilich ist das auch erst der momentane Stand, soweit er bisher bekannt ist. Denn es haben sich erst ein paar Bondholder offiziell identifiziert.

Ratingagentur schlägt Alarm

Ernsthaft gefährdet sein soll etwa in Deutschland durch das Heta-Moratorium nun die Düsseldorfer Hypothekenbank (Düsselhyp). Sie ist der Zeitung zufolge so stark in solche Anleihen engagiert, dass die Abschreibungen ihre Kapitalbasis gefährlich schmälern könnten. "Die können ein ernsthaftes Kapitalproblem bekommen", werden Finanzkreise zitiert. Die kleine Pfandbriefbank aus Düsseldorf wies Ende 2013 einen Bestand von Heta-Anleihen im Umfang von 348 Mio. Euro aus. Ob die Düsselhyp seither Anleihen verkauft hat, ist unbekannt, zuletzt war ihr aktuelles Exposure auf 280 Mio. Euro geschätzt worden. Beide Summen wären für die Düsselhyp ein Problem: Ihr Kernkapital betrug im Juni 2014 gerade einmal 233 Mio. Euro.

Die Ratingagentur Fitch hat am Dienstagabend jedenfalls ungewöhnlich deutlich Alarm geschlagen. "Der Zusammenbruch der Bank ist unvermeidlich, es sei denn, sie erhält Kapitalunterstützung", schreiben die Analysten. Sie stuften das Rating, das die eigenständige Überlebensfähigkeit einer Bank beschreibt, auf die niedrigste Stufe - die direkt über dem Zahlungsausfall liegt.

Fitch rechnet, wie aus einer Kurzeinschätzung der Ratingagentur hervorgeht, dass die Heta die Branche heuer zehn Prozent ihres gesamten Reingewinns kosten könnte. Dieser Berechnung von Fitch liegt die Annahme zugrunde, dass deutsche Banken 40 Prozent der ausstehenden Schulden der Heta halten - und dass diese nur halb zurückgezahlt werden. "Für die deutschen Banken dürften die Verluste wahrscheinlich erheblich, aber auch beherrschbar sein."

Mißverständnis: Keine Klage von Schäuble

Auch andere deutsche Finanzinstitute bekommen das Heta-Moratorium zu spüren. Die Munich Re muss laut "Handelsblatt" einen dreistelligen Millionenbetrag abschreiben. Bei der Deutschen Pfandbriefbank radierten Abschreibungen auf Heta-Bonds zwei Drittel des Jahresgewinns aus. Die DZ Bank ist mit einem "mittleren zweistelligen Millionenbetrag" betroffen. Auch die zum italienischen UniCredit-Konzern gehörende HypoVereinsbank (HVB) ist mit Anleihen im niedrigen dreistelligen (Millionen-) Umfang tangiert, bestätigte HVB-Vorstandsvorsitzender Theodor Weimer in München.

Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) öffnet sich währenddessen offenbar wieder etwas für Vergleichsverhandlungen. "Wir werden uns einer Verhandlungslösung nicht verschließen. Wir sind für jeden guten Vorschlag offen - nur jeder der bisher war, der war halt nicht gut", sagte Söder am Donnerstag. Bayern bleibt aber "kampfbereit".

Das Thema hat mittlerweile die deutsche Regierungsebene erreicht. Am Donnerstagabend wird Finanzminister Wolfgang Schäuble in der Wiener Hofburg ein Referat über europäische Finanzpolitik in Krisenzeiten halten - auf Einladung von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP). Neben der Griechenland-Krise dürfte es beim Gespräch der beiden Ressortchefs auch um die Heta gehen. Schäuble bereite aber keine Klage vor, so die Zeitung. Darüber war nach einer missverständlichen Äußerung von Schäuble in Brüssel spekuliert worden. Es sei Aufgabe der gläubiger, rchtliche Schritte zu prüfen, hieß es aus dem deutschen Finanzministerium.

In rund einem Jahr will die Finanzmarktaufsicht (FMA) die Bescheide verschicken, wie die Gläubiger am Haircut beteiligt werden. Dagegen können die Betroffenen dann innerhalb einer Frist von drei Monaten klagen. Gegen das seit 1. März laufende Rückzahlungsmoratorium und den danach zu erwartenden großen Schuldenschnitt gemäß dem seit 1. Jänner 2015 geltenden Bankensanierungs- und Abwicklungsgesetz (BaSAG) werden von Investoren jede Menge Klagen erwartet.

(APA)

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