Die Testerinnen: Duspara

(c) Stanislav Jenis
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Wohlfeiler Frohsinn und gepflegte Nachbarschaft.

Grantscherben unerwünscht! So steht es zwar nirgends geschrieben, aber auch ein ungeschriebenes Gute-Laune-Gebot kann omnipräsent sein: im neuen Duspara an der Stelle des ehemaligen Südländer, das Danijel Duspara eröffnet hat. Schon das fröhlich-türkisfarbene Ikea-Geschirr, das weder einen Shabby-Chic-Preis noch sonst einen Stil-Award gewinnt, zeigt, dass es hier um etwas anderes geht: sehr gutes Essen um kein Geld und ein volles Haus. Dem erfahrenen Kellner, den man aus dem Salzamt kennt, macht es offenbar Freude, hier zu arbeiten, und wenn man dann noch den Koch und Chef grundzufrieden grinsen sieht, kann man nicht umhin, alle etwaigen Beschwerden (derer es ohnehin wenige geben dürfte) fürs Salzamt aufzuheben.

(c) Stanislav Jenis



Die Karte ist klein, die Beilagen zu den Stammposten wechseln von Woche zu Woche munter hin und her. Zum sündigen, aber keineswegs die Zunge versiegelnden Entenleberparfait (8,60 €) gibt es einmal Gewürzquitten, einmal Gewürzbirnen, aber stets Brioche.
Räucherforellenrilette (9,40 €) wird zitrusduftig gewürzt und gerät nicht zuletzt dank des Fenchelsalats daneben direkt erfrischend – der Salat zeigt einmal mehr Könnerschaft, die sperrigen Rohkosthobel wurden offenbar geknetet und geben sich anschmiegsam. Eine Suppe unter vier Euro hat schon allein deswegen Seltenheitswert, an die Creme aus Kohlrabi und Anis erinnert man sich aber auch aus anderen Gründen. Rieslingbeuschl kann er auch, der fröhliche Chef, und bei den Hauptspeisen zeigt Duspara, wie man aus stammbaumlosen, schlichten Zutaten Gutes bastelt: etwa eine fast rare servierte, seidenfleischige Rehkeule, aufgeschnitten auf Pastinakencreme gebettet und von einem Löffel Zwiebelmarmelade begleitet (15 Euro). Oder eine Ofenleber, der zwar ein bisschen Großzügigkeit beim Röhrl-Wegschneiden gutgetan hätte, die aber mit dem Erdäpfelpüree darunter dennoch geil ist. Den zu kompakten Cheesecake hätte man besser nicht gekühlt, dafür aber den Rotwein. Wer der recht hohen Innentemperatur entfliehend kurz Luft schnappen geht (Rotweinglas zum Auskühlen mitnehmen!), kann erleben, wie Danijel Duspara seine Nachbarschaft nutzt: Im Inci Market gegenüber besorgt er sich in Schlapfen schnell noch einen Bund Frühlingszwiebeln. Und grinst. „Praktisch, oder?“

Tipp

Duspara, Wiedner Hauptstraße 115, 1040 Wien, 01/945 71 200, Mo–Fr, 11.30–15, 17.30–23, Sa, 17.30–23 h

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