Putin: "Ohne Gerüchte wäre es langweilig"

Öffentlicher Auftritt von Russlands Präsident Putin am Montag.
Öffentlicher Auftritt von Russlands Präsident Putin am Montag. APA/EPA/ANATOLY MALTSEV
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Der russische Präsident ist wieder aufgetaucht und gibt sich ein Jahr nach dem Krim-Referendum martialisch. Er sei bereit gewesen, Atomwaffen zu aktivieren.

Der russische Präsident Wladimir Putin ist wieder da. Nachdem er sich über eine Woche in der Öffentlichkeit nicht hatte blicken lassen, erschien er am Montag zu einem Treffen mit seinem kirgisischen Amtskollegen Almasbek Atambajew in St. Petersburg. "Ohne Gerüchte wäre es langweilig", sagte Putin russischen Medien zufolge. Seine Abwesenheit hatte Anlass zu allerlei Gerüchten, der 62-Jährige sei krank oder aber erneut Vater geworden, gegeben. Schweizer Medien hatten in der vergangenen Woche über die angebliche Niederkunft von Putins mutmaßlicher Geliebter Alina Kabajewa in einer Privatklinik im Tessin berichtet. Der "Kurier" schrieb wiederum von der medizinischen Behandlung Putins durch einen Wiener Arzt wegen Rückenproblemen.

Nur wenige Stunden vor seinem Auftritt hatten Aussagen Putins zur Krim-Krise vor einem Jahr für Aufregung gesorgt: Russland wäre für die Krim in den Krieg mit dem Westen gezogen, erklärte der Präsident in einer TV-Sendung - und er sei kurz davor gewesen, sein Atomwaffenarsenal für den Fall eines westlichen Militärangriffs in Alarmbereitschaft zu setzen. Zudem ordnete er am Montag an, die Gefechtsbereitschaft von Streitkräften im westlichen Wehrbezirk sowie bei der Nordflotte und den Luftlandetruppen zu überprüfen.

Heute vor genau einem Jahr hatte eine Mehrheit der Bürger der Halbinsel Krim für den Anschluss an die Russische Föderation gestimmt. Das Referendum war in der ukrainischen Verfassung nicht vorgesehenen und wurde international nicht anerkannt. Die umstrittenen Aussagen machte der russische Präsident in einer Dokumentation, die am Sonntagabend im russischen Fernsehsender Rossija 1 schriftlich gezeigt wurden.

"Niemand wollte einen Weltkrieg auslösen"

"Wir waren bereit, es zu tun", sagte Putin demnach. Die russische Führung sei bereit gewesen, sich der "schlimmsten Wendung zu stellen, welche die Ereignisse hätten nehmen können". Die russischen Streitkräfte hatten laut Putin damals auf der Krim Raketen-Abwehrsysteme vom Typ "Bastion" positioniert, die im Falle eines Angriffs durch ein US-Kriegsschiff im Schwarzen Meer einsatzbereit gewesen wären. Damals sei es unklar gewesen, ob der Westen militärisch in den Konflikt eingreifen würde.

Er habe die Haltung Russlands, wonach die Krim "historisches Gebiet" Russlands sei und dort Russen lebten, seinen westlichen Kollegen mitgeteilt, sagte Putin weiter. "Das war eine ehrliche und offene Haltung. Und ich glaube, niemand wollte einen Weltkrieg auslösen."

Nach dem Sturz der prorussischen Regierung in Kiew hatte am 27. Februar 2014 ein prorussisches Kommando die Kontrolle über das Regionalparlament der Schwarzmeerhalbinsel übernommen. Am 16. März wurde auf der Krim ein Referendum abgehalten, in dem sich die überwiegende Mehrheit der Bewohner für einen Anschluss an Russland aussprach. Daraufhin annektierte Russland das Gebiet.

Russischer Soldaten verhinderten "Blutbad"

In der Fernsehsendung wurde Putin mit den Worten zitiert, die Entsendung russischer Soldaten habe auf der Krim ein "Blutbad" verhindert. "Wir waren gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass die Bewohner der Krim ihren Willen frei ausdrücken können", sagte der russische Staatschef.

"Wir mussten unsere militärische Präsenz auf der Krim erhöhen, damit unsere Soldaten günstige Bedingungen für ein Referendum ohne Blutvergießen schaffen konnten." Er sei sich sicher, dass sich ohne dieses Vorgehen "ein ähnliches Szenario abgespielt" hätte "wie heute im Donbass" in der Ostukraine. Dort wurden bei Kämpfen zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischen Soldaten seit April 2014 fast 6.000 Menschen getötet.

Die vergangene Woche entfallene Kasachstan-Reise will Putin am Freitag nachholen. In der  Hauptstadt Astana will Putin am 20. März neben seinem Kollegen Nursultan Nasarbajew auch den weißrussischen Staatschef Alexander Lukaschenko treffen. Dabei geht es nach Kremlangaben um Fragen der neuen Eurasischen Wirtschaftsunion.

(APA/AFP)

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