Da die Hypo-Bad-Bank Heta die Rückzahlung von Anleihen stoppte, musste nun in Deutschland eine Bank gerettet werden. Auch weitere deutsche
Geldinstitute bluten.
Wien. Nach dem Schrecken vom Vorabend sah sich das deutsche Finanzministerium gestern veranlasst, für Beruhigung zu sorgen. Man sehe keine Gefahr, dass durch die Abwicklung der notverstaatlichten österreichischen Hypo Alpe Adria (jetzt Heta) weitere deutsche Kreditinstitute in Not geraten, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag: Bei der Düsseldorfer Hypothekenbank (Düssel-Hyp) gehe es um einen Einzelfall, der „in überzeugender Weise“ gelöst worden sei.
Die Lösung sieht so aus, dass die deutschen Privatbanken das Geldinstitut, das wegen ausfallgefährdeter Anleihen der Hypo Alpe Adria in Bedrängnis geraten war, mit ihrem Einlagensicherungsfonds übernehmen und fortführen. Am Vorabend schon hatten die Privatbanken nach hektischen Verhandlungen eine Garantie für Düssel-Hyp abgegeben. Die Bank hatte Ende 2013 Hypo-Papiere im Ausmaß von 348 Mio. Euro im Bestand.
Übernahme billiger als Abwicklung
Durch die Rettung sei verhindert worden, dass die Sicherheit des deutschen Pfandbriefs infrage gestellt werde, sagte eine mit den Diskussionen vertraute Person. Für den Einlagensicherungsfonds der Privatbanken sei eine Übernahme der Rheinländer zudem deutlich billiger als eine Abwicklung des Instituts. Heftige Kritik gab es am bisherigen Düssel-Hyp-Eigentümer, dem amerikanischen Finanzinvestor Lone Star.
Lone Star hätte gut 100 Mio. Euro in die Düssel-Hyp stecken müssen, um einen Engpass bei der Bank zu beseitigen, sagte ein Insider. Dazu sei der Finanzinvestor aber nicht bereit gewesen. Eine Person aus dem Umfeld von Lone Star wies die Kritik zurück.
Die Düsseldorfer Bank, die mit ihrer Spezialisierung auf Pfandbriefe zuletzt eine Bilanzsumme von knapp elf Mrd. Euro aufwies, zählt wie viele andere deutsche Institute zu den Gläubigern der früheren Hypo Alpe Adria. Die Hypo-Bad-Bank Heta hat am 1. März angekündigt, die Rückzahlung ausstehender Anleihen bis Ende Mai 2016 zu stoppen. Mit diesem Schritt verschafft sich Österreich Zeit, um mit den Gläubigern über einen Schuldenschnitt zu verhandeln. Die Düssel-Hyp geriet dadurch jedoch unter Druck.
Auch andere Banken betroffen
Aber auch andere deutsche Geldinstitute sind betroffen. Für die HSH Nordbank und die Helaba stehen wegen des Schuldenmoratoriums Millionen im Feuer. Die HSH habe Hypo-Anleihen mit einen Volumen von rund 220 Mio. Euro und deshalb im Konzernabschluss 2014 eine Abschreibung im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich vorgenommen, sagte ein Banksprecher am Montag. Die Abschreibung würden aber weitgehend durch Garantien der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein kompensiert und hätten deshalb „keine signifikanten Auswirkungen“ auf das Ergebnis der HSH 2014.
Die Frankfurter Helaba wiederum besitzt laut einem Sprecher Hypo-Papiere mit einem Volumen im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Auch die NordLB und deren Tochter Deutsche Hypo sind in Mitleidenschaft gezogen. Dazu die in der Finanzkrise verstaatlichte Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE).
Laut Ratingagentur Fitch könnte ein Schuldenschnitt bei der ehemaligen Kärntner Landesbank bis zu zehn Prozent des Gewinns deutscher Geldinstitute im laufenden Jahr auffressen.
Am meisten leiden würde die BayernLB, die mehr als 2 Mrd. Euro an ihre Ex-Tochter Hypo verliehen hat. Die Bayern haben deshalb 2014 hohe Rückstellungen gebildet, werden jedoch trotzdem weiter eine harte Kernkapitalquote von mehr als zehn Prozent aufweisen.
Was die nun gerettete Düssel-Hyp betrifft, so musste diese schon in der Finanzkrise 2008 aufgefangen werden. Lone Star wollte das verlustreiche Geldinstitut zuletzt an ein Konsortium aus dem Main-First-Gründer Patrick Bettscheider und der britischen Investmentgesellschaft Attestor Capital verkaufen. Der Deal wurde jedoch nie abgeschlossen. Bettscheider übernimmt übrigens soeben – mit einem Konsortium – die österreichische Kommunalkredit. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2015)