Zitterpartie um neuen OMV-Chef

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Am Mittwoch soll der OMV-Aufsichtsrat entscheiden, wer Gerhard Roiss als OMV-Chef nachfolgen wird. Doch die Politik setzt alle Hebel in Bewegung, um dies zu verhindern.

Wien. Das wird spannend: Morgen, Mittwoch, treffen die zehn Kapitalvertreter und die fünf Belegschaftsvertreter des OMV-Aufsichtsrats am Nachmittag zusammen. Das ist aber auch das Einzige, was fix ist. Völlig offen ist hingegen die alles entscheidende Frage: Wird morgen ein neuer OMV-Generaldirektor, ein Nachfolger des amtierenden Gerhard Roiss, gekürt?

Eigentlich wäre das so vorgesehen gewesen: Im vergangenen Oktober ist ja beschlossen worden, dass Roiss' Vertrag vorzeitig aufgelöst wird. Er sollte Ende Juni den Konzern verlassen. ÖIAG-Chef Rudolf Kemler, der den OMV-Aufsichtsrat präsidiert, hat also Headhunter Korn Ferry damit beauftragt, geeignete Nachfolger zu finden. Der neue OMV-Chef sollte demnach am 18. März ernannt werden.

Sollte. Oder auch nicht. Denn die Dinge sind reichlich kompliziert – um nicht zu sagen: verzwickt. Kemler selbst ist nämlich nicht mehr lang ÖIAG-Chef. Kurz nach den Vorkommnissen in der OMV im vergangenen Herbst wurde Kemler von politischer Seite beschieden: Auch er muss heuer gehen, weil er bei der Roiss-Ablöse eine höchst unglückliche Figur gemacht hat. Sobald die ÖIAG durch die neue Staatsholding ÖBIB ersetzt worden ist, wird also auch Kemler Geschichte sein.

Damit ist die Regierung mit einer haarigen Situation konfrontiert: nämlich damit, dass der scheidende ÖIAG-Chef noch – husch, husch – personalpolitische Weichen für das industrielle Flaggschiff OMV stellt. Und damit gegen die Interessen der Regierung agiert. Oder, noch schlimmer: im Sinn des OMV-Großaktionärs Abu Dhabi.

Kampf gegen Noch-ÖIAG-Chef

Das geht gar nicht, befindet die Politik. Einige OMV-Aufsichtsratsmitglieder sehen das genauso: Wolfram Littich und Helmut Draxler wollen verhindern, dass ein neuer OMV-Chef schon morgen gekürt wird. Sie sind überhaupt der Meinung, dass Roiss doch noch länger bleiben sollte – zumal die OMV derzeit mit einer überaus schwierigen Marktlage konfrontiert ist. Doch OMV-Aufsichtsratspräsident Rudolf Kemler beharrt darauf: Der Prozess der Nachfolgersuche sei nun einmal gestartet. Und die Sache werde durchgezogen. Rechtlich sitzt er dabei jedenfalls auf dem längeren Ast: Die Politik darf sich in Belange des OMV-Aufsichtsrats nicht einmischen. Obwohl der Republik 31,5 Prozent der OMV-Anteile gehören – doch diese werden eben von der ÖIAG gehalten.

So gesehen könnte man meinen, dass die Sache am Mittwoch ganz klar über die Bühne gehen wird. Aber es wäre nicht Österreich, würde nicht (spät, aber doch) versucht werden, das Ruder herumzureißen. Mit heftigen Interventionen. Und damit gerät das Ganze für Rudolf Kemler zur Zitterpartie.

Im Aufsichtsrat entscheidet eine einfache Mehrheit über einen allfälligen neuen OMV-Chef. Da konnte sich Kemler bis vor Kurzem entspannt zurücklehnen: Er ist dafür, dass die Sache am Mittwoch entschieden wird. Großaktionär Abu Dhabi (mit zwei Kapitalvertretern) ebenfalls. Angeblich ist auch Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Berndt dafür. Detto alle fünf Belegschaftsvertreter. Es winkt also eine Mehrheit – zumal anzunehmen ist, dass noch der eine oder andere Kapitalvertreter auf Kemler-Linie ist. Offiziell ist nur gesichert, dass die zwei Mitglieder Littich und Draxler dagegen stimmen werden. Was ein bisschen wenig ist.

Außenminister eingeschaltet

Allerdings: Wie „Die Presse“ in Erfahrung bringen konnte, setzt die SPÖ gerade alle Hebel in Bewegung, um die Belegschaftsvertreter umzustimmen. Und: ÖVP-Außenminister Sebastian Kurz persönlich hat Abu Dhabi mitgeteilt, dass Österreich es quasi als unfreundlichen Akt empfinden würde, würde das Scheichtum gegen die Interessen der Regierung agieren.

Am Mittwoch wird man sehen, ob all das gefruchtet hat. Wird der Aufsichtsrat einen neuen Generaldirektor bestellen? Oder wird die heikle Angelegenheit vertagt, bis es einen neuen OMV-Aufsichtsrat gibt? Eine großartige Verzögerung wäre das keinesfalls: Schon am 19. Mai wäre alles anders – an diesem Tag findet die OMV-Hauptversammlung statt, die die Veränderungen im Kontrollgremium vornehmen wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2015)

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