Sprachverbot: Ein Zeichen der Hilflosigkeit

Schulen sollten die Schüler mitnehmen.

Mehr als zwanzig Prozent aller Schüler haben eine andere Umgangssprache als Deutsch. Das heißt also: Sie beherrschen (auch) eine andere Sprache so gut, dass sie sich darin im Alltag verständigen können. Es heißt auch: Sie beherrschen sie so gut, dass sie in der Schule in Sprachen streiten, schmähen, schimpfen (oder auch nur plaudern) können, die andere Schüler oder Lehrer nicht verstehen. Was zweifellos zum Problem werden kann.

Nun auch in der Pause alle Sprachen außer Deutsch zu verbieten, kann aber nach hinten losgehen. Einmal davon abgesehen, dass solche Verbote ohnehin gar nicht erlaubt sind, würde Schülern mit ausländischen Wurzeln erst recht vermittelt, dass ihre Sprache nichts wert ist, dass sie eigentlich nicht hierher gehört. Und das stärkt nicht unbedingt das Gefühl dazuzugehören.


Stattdessen sollte man die Schüler mitnehmen und sich darauf einigen, dass die gemeinsame Sprache – also Deutsch – verwendet wird, wenn anderssprachige Personen dabei oder gemeint sind. Dass das ein Zeichen von Wertschätzung und Respekt ist. Und dass das nicht nur für die Schule gilt. Das kann mühsam sein. Doch es ist mit Sicherheit nachhaltiger als jedes Verbot.

Dass manche Schulen sich nicht anders zu helfen wissen als mit dem Ruf nach Verboten, ist vor allem ein Zeichen von Hilflosigkeit.

bernadette.bayrhammer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2015)

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