Der geschätzte Streitwert der Sammelklage liegt bei über 40 Millionen Euro. Ein Vergleich mit AWD war im Dezember 2008 gescheitert. Die erste Klagewelle soll bereits in wenigen Wochen rollen.
Rund 2300 mutmaßlich geschädigte Anleger nehmen an der Sammelklage des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) gegen den Finanzvertrieb AWD teil, meldete der VKI am Donnerstag. Insgesamt haben sich rund 6500 Menschen beim VKI über die Vermittlung von Immoeast-/Immofinanz-Aktien durch AWD-Berater beschwert. Der Verein zeigt sich überrascht über die hohe Teilnehmerquote. Der hochgerechnete Schaden, um den jetzt vor Gericht gestritten wird, betrage mehr als 40 Mio. Euro.
Nachdem ein außergerichtlicher Vergleich im Dezember 2008 an der "Verzögerungstaktik" des AWD gescheitert sei, habe der VKI den AWD-Kunden die Beteiligung an der Sammelklage angeboten. Dieser konnten sich Personen, die sich vom AWD falsch beraten fühlen, bis Ende März anschließen.
700 Beschwerdeführer mit eigenem Rechtsschutz
"Es überrascht uns, dass sich dieser Aktion sogar ein Drittel der Beschwerdeführer der Klage angeschlossen hat", so Peter Kolba, Leiter der VKI-Rechtsabteilung in einer Aussendung. In der Vergangenheit habe sich bei Sammelklagen im Durchschnitt jeweils nur ein Viertel der Geschädigten beteiligt.
Rund 700 Beschwerdeführer beteiligten sich nicht an der Klage, weil sie laut Eigenangaben Deckung durch eine Rechtsschutzversicherung haben. Weitere Personen haben sich womöglich der Sammelklage des Prozessfinanzierers Advofin angeschlossen, so Kolba. "Sollte es 'Trittbrettfahrer' geben, dann sind diese jetzt ebenfalls weggefallen."
Erste Klagewelle noch im Mai oder Juni
Der VKI werde nun die einzelnen Fälle rasch klagsreif machen. Die erste Welle der geplanten Sammelklagen soll noch im Mai oder Juni 2009 beim Handelsgericht (HG) Wien eingebracht werden. "Dabei werden wir beweisen, dass der AWD systematisch und unter Ausnutzung der Bedingungen eines Strukturvertriebs Immobilienaktien an konservative Anleger - als eine Art Ersatz für das Sparbuch - verhökert hat und dabei das typische Risiko von Aktien bewusst verschwiegen wurde", so Kolba.
VKI-Geschäftsführer Josef Kubitschek stellte überhaupt einen biblischen Vergleich an: "Die betroffenen Verbraucher sind gegenüber dem Konzern AWD und der dahinter stehenden Swiss Life vergleichbar mit kleinen Davids. Schließen sich diese aber zusammen, können sie auch einen Goliath besiegen."
Der AWD hatte die Vorwürfe stets bestritten und im Februar die VKI-Aktion sogar als "Hexenjagd" bezeichnet.
(APA)