Mit 89 Jahren ist Hans Dichand am Donnerstag, dem 17. Juni, gestorben. Er war einer der erfolgreichsten, aber auch umstrittensten Blattmacher des Landes. Mit ihren Kampagnen erregte die "Krone" immer wieder Aufsehen: gegen das Wasserkraftwerk in Hainburg, für den Präsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim, für den Beitritt zur EU, gegen Burgtheater-Chef Claus Peymann oder auch gegen das tschechische Atomkraftwerk Temelin.
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Nicht zuletzt wegen ihrer massiven Kampagnen gilt die "Krone" als politischer Machtfaktor in Österreich. Ob zu Recht oder zu Unrecht, ist bei Experten und Betroffenen umstritten. Relativ unumstritten dagegen ist die Ansicht, dass mit Werner Faymann wieder ein Bundeskanzler am Ruder ist, den sein dazumals enges Verhältnis zum Kleinformat ins Amt brachte.
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Das war in der jüngeren Vergangenheit schon einmal anders: Wolfgang Schüssel wird vielleicht nicht unbedingt als jener Kanzler, der Jörg Haider entzaubert hat, in die Annalen der Republik eingehen, auch wenn er sich das gewünscht hätte. Zumindest als historische Fußnote allerdings wird die Tatsache bestehenbleiben, dass er im Jahr 2000 seine Schwarz-Blaue Regierung gegen den Willen des Patriarchen in der Muthgasse bildete. Schon der Umstand, dass die Koalition von ÖVP und FPÖ in dieser Hinsicht gewissermaßen als emanzipatorischer Akt betrachtet wurde, sagt viel über das Gewicht der "Kronen Zeitung" als Politik-Faktor aus. Im Bild: Susanne Riess-Passer und Wolfgang Schüssel
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Um sein politisches Gewicht weiß das Kleinformat auch selbst Bescheid. Im August 2008, mitten im Nationalratswahlkampf, hielt die "Krone" Rückschau und rühmte sich ihres Einflusses nicht nur in Wahlkämpfen, ihres Einsatzes "für die Bürger und gegen 'die da oben'".
Stationen dieses "Kampfes", wie es das Blatt formulierte: Vom Wiener Sternwartepark beziehungsweise gegen seine Abholzung über die Sparbuchsteuer nach Zwentendorf, Hainburg und weiter zu Kurt Waldheim, genauer für seine Wahl zum Bundespräsidenten. Weiter ging es etwa gegen Gentechnik und für bäuerliche Produkte.
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Die Anti-Temelin-Kampagne brachte eine Rüge des Presserats und Missmut beim Hälfteeigentümer WAZ ein. Das Aufschreien gegen den Semmering-Basistunnel entzweite gar die "Krone" selbst, schrieb doch die Steiermark-Ausgabe fleißig für das Bauvorhaben, die Ausgabe jenseits des Semmerings jedoch scharf dagegen an.
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Auch gegen Personen ging die "Kronen Zeitung" immer wieder gezielt vor: Burgtheater-Chef Claus Peymann oder LIF-Chefin Heide Schmidt wurden zur publizistischen Zielscheibe, erst im Vorjahr traf es die ehemalige Außenministerin Ursula Plassnik. Im Bild: Ehemaliger Burg-Chef Claus Peymann
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Plassnik zeigte sich zwar "unbeeindruckt", ist aber heute nicht mehr Außenministerin - unter anderem, weil sie nicht mit der Position der Bundesregierung in Sachen EU-Vertrag mitwollte. Und eben gegen diesen EU-Vertrag hatte die "Kronen Zeitung" monatelang eine heftige Kampagne geritten, die durch einen "Leserbrief" Faymanns und des Noch-Kanzlers Alfred Gusenbauer unterstützt wurde. Darin sprachen sich die beiden Politiker in einem "Kniefall" vor Dichand für künftige EU-Volksabstimmungen aus.Im Bild: Ex-Aussenministerin Ursula Plassnik
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Aber nicht nur im Großen entfaltet die "Krone" beträchtliches Erregungspotenzial, auch kleine Fische machen das Kampagnen-Kraut fett. 2005 schaffte man es quasi im Vorbeigehen, einer Plakatkunst-Aktion den Porno-Stempel aufzudrücken.
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2006 konnte sich die "Krone" im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft einen Erfolg im Wortsinn auf die Fahnen schreiben: Kurz vor der EURO echauffierte sich das Blatt über ein Verbot, Landeswimpel an Autos anzubringen. Faymann als damaliger Verkehrsminister griff ein und hob es auf - ein paar Tage später hatte das Blatt bereits Österreich-Fähnchen mit "Krone"-Logo im Sortiment.
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Kampagnen und politische Macht
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