Am Freitag wurden mehr als 140 Menschen bei Selbstmordanschlägen auf zwei Moscheen getötet. Der jemenitische Präsident Hadi erklärte Aden zur Interims-Hauptstadt.
Nach der Gewalteskalation im Jemen ziehen sich die USA einem Medienbericht zufolge endgültig aus dem arabischen Land zurück. Die letzten verbliebenen 100 US-Sondereinsatzkräfte würden abgezogen, meldete der Sender CNN am Samstag unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen. Es handle sich um ein Truppenkontingent, das Al-Kaida und andere radikal-islamische Gruppen bekämpft habe.
Bereits im Februar hatten die USA und andere Staaten ihre Botschaften im Jemen geschlossen. Am Freitag verschärfte sich die Sicherheitslage noch einmal dramatisch, als mehr als 140 Menschen bei Selbstmordanschlägen auf zwei Moscheen in der Hauptstadt Sanaa getötet wurden. Die Miliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte sich in der Folge erstmals zu Gewalttaten im Jemen, dessen Präsident Abd-Rabbu Mansour Hadi im Konflikt mit den schiitischen Houthi-Rebellen im politischen Chaos aus Sanaa in die Stadt Aden geflohen ist.
"Chaos, Gewalt und innere Kämpfe"
Der jemenitische Staatschef Abd-Rabbu Mansour Hadi hat die Anschläge verurteilt. Die "verabscheuungswürdigen" Selbstmordattentate zielten darauf, "Chaos, Gewalt und innere Kämpfe" zu schüren, erklärte Hadi am Freitagabend.
Die in Sanaa herrschende schiitische Houthi-Miliz erklärte, die Attentate der sunnitischen IS-Jihadisten seien Teil eines "Kriegs gegen das jemenitische Volk".
Bei den schlimmsten Attentaten, die Sanaa bisher erlebte, wurden am Freitag mindestens 142 Menschen getötet und 351 weitere verletzt. In den beiden betroffenen Moscheen, die von Anhängern der schiitischen Houthi-Miliz besucht werden, hatten sich während des Gebets vier Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.
Erstmals bekannte sich in der Folge der sunnitische IS zu Anschlägen im Jemen. Diese seien aber "nur die Spitze des Eisbergs", hieß es in dem Bekennerschreiben. Die Houthi wurden von den Jihadisten als "Ungläubige" bezeichnet.
al-Quaida, Houthi-Miliz und IS
Im Jemen herrschen seit Jahren politisches Chaos und Gewalt. Bisher war die Terrororganisation al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) die aktivste Jihadistenorganisation in dem Land. Die Houthi-Miliz war seit Sommer vergangenen Jahres auf Sanaa vorgerückt, im Jänner übernahm sie mit der Einnahme des Präsidentenpalastes die Kontrolle über die Hauptstadt. Auch das Parlament wurde für aufgelöst erklärt. Hadi gelang Ende Februar die Flucht nach Aden.
Hadi schrieb nach den Anschlägen in einem Brief an die Hinterbliebenen der Opfer, solche "terroristischen, kriminellen und feigen" Anschläge würden nur von "Feinden des Lebens" verübt. Schiitischer Extremismus wie von der Houthi-Miliz und sunnitischer Extremismus wie von Al-Kaida seien "zwei Seiten einer Medaille". Beide seien nicht "am Wohl und an der Stabilität des Jemen und seines Volkes" interessiert. Die Extremisten der Al-Kaida, die sowohl Hadi als auch die Houthi bekämpfen, erklärten jedoch, sie verübten keine Anschläge auf Moscheen.
Der Sprecher der Houthi-Miliz, Mohammed Abdulsalam, sprach am Samstag von einem "klaren Krieg gegen das jemenitische Volk und seine Volksrevolution", wie die schiitischen Rebellen ihre Machtübernahme in Sanaa nennen. Es sei nun "zwingend erforderlich", weitere "revolutionäre Schritte" zu unternehmen, "um das Volk und seine Revolution zu schützen".
Die Anschläge wurden international scharf verurteilt, etwa vom Weißen Haus in Washington und den Vereinten Nationen in New York. Auch der Iran, der verdächtigt wird, die schiitische Houthi-Miliz im Konflikt mit Hadi unterstützt zu haben, verurteilte den Anschlag und erklärte sich bereit, Verletzte aufzunehmen. Der französische Außenminister Laurent Fabius sagte am Samstag, die Anschläge seien für den Jemen "die absolute Katastrophe". Die Krise in dem Land verschlimmere sich "jeden Tag".
Aden Interims-Haupstadt
Am Samstag hat Hadi die Hafenstadt Aden zur neuen offiziellen Hauptstadt des Jemen erklärt. Aden werde "vorübergehend" die bisherige Hauptstadt Sanaa ablösen, sagte Hadi am Samstag während einer Fernsehansprache.
Um den Sitz der Hauptstadt zu ändern, benötigt Hadi eigentlich die Zustimmung des Parlaments. Seit dem Vormarsch der Houthi-Rebellen hat das Parlament aber seine Arbeit faktisch eingestellt.
(APA/dpa/Reuters)