Ägypten, Sudan und Äthiopien wollen beim Bau des riesigen "Ethiopian Renaissance Dam" kooperieren. Kairo hatte Angst vor einer Störung des Wasserniveaus.
Vertreter Ägyptens, des Sudan und Äthiopiens haben am Montag in der sudanesischen Hauptstadt Khartum einen Kooperationsvertrag zum Bau eines riesigen Staudamms an einem Zufluss des Nils in Äthiopien geschlossen. Das Abkommen schaffe "Prinzipien" des gegenseitigen Zusammenwirkens hinsichtlich des "Grand Ethiopian Renaissance Dam". Details wurden nicht genannt.
Ägypten, dessen Wasserversorgung seit jeher fast exklusiv auf dem Nil fußt, aber auch dem Sudan ging es vor allem um Versicherungen, dass die Wassermenge nicht signifikant sinken werde. Äthiopien, wo der Blaue Nil entspringt (einer der Hauptquellströme) versicherte, das Werk werde die Wasserversorgung nicht stören; man hofft, dass das Kraftwerk die Stromversorgung in einer weiten Region Ostafrikas verbessern wird.
Ägyptens Präsident mahnte Äthiopier
Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi betonte die Abhängigkeit seines im Niltal dicht bevölkerten Landes von dem Fluss. "Sie werden sich entwickeln und wachsen und da unterstütze ich Sie, aber denken Sie daran, dass man in Ägypten nur vom Wasser aus diesem einen Fluss lebt", sagte er an die Adresse der Äthiopier gerichtet.
Ägyptens Bewässerungsminister Hossam al-Moghasi sagte nach dem Festakt zu Journalisten, dass es bei den erwähnten Prinzipien unter anderem darum gehe, dass die Länder stromabwärts beim künftigen Strombezug bevorrangt würden; es gebe auch einen Schiedsmechanismus für Streitigkeiten und für Schadenersatzzahlungen.
Der zweite Hauptarm des Nil, der Weiße Nil, entspringt viel weiter südlich, im Victoria-See im Grenzgebiet von Kenia, Uganda und Tansania, der seinerseits im wesentlichen aus Flüssen in bzw. aus Tansania, Ruanda und Burundi gespeist wird. Bei Khartum im Sudan vereinigt er sich mit dem Blauen Nil.
Größtes Kraftwerk Afrikas
Die Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre wird seit 2011 am Blauen Nil etwa 40 Kilometer östlich der Grenze zum Sudan errichtet. Die Staumauer soll etwa 145 bis 170 Meter hoch bei 1800 Meter Kronenlänge werden, der entstehende Stausee wird rund 1800 Quadratkilometer bedecken, das ist etwas mehr als das Dreifache des Bodensees, aber doch weit kleiner als der Nasser-Stausee in Südägypten (5250km2).
Die Stromkapazität soll fünfeinhalb bis sechs Gigawatt betragen, damit wäre das Werk das größte Afrikas: Ägyptens Kraftwerk am Assuan-Damm bringt es "nur" auf etwa 2,1 Gigawatt. Im Vergleich mit existierenden bzw. bis etwa 2020 fertig gebauten Wasserkraftwerken wird das äthiopische Kraftwerk in etwa auf Rang 14 landen.
Italienische Baumeister
Gebaut wird die Anlage federführend vom italienischen Salini-Konzern, die Kosten werden mit etwa fünf Milliarden Dollar veranschlagt, die Äthiopien großteils selbst aufbringt, zu den Kapitalgebern zählt aber auch China (angeblich fast 1,8 Mrd. Dollar). Addis Abeba hatte sich in der Vergangenheit beschwert, dass Kairo das Projekt obstruiert habe: Tatsächlich hatte Ägypten erfolglos auf internationale Geldgeber eingewirkt, um den Bau zumindest zu verzögern. Die Eröffnung ist für Sommer 2017 geplant. (wg/ag.)