Rätselhafter Absturz in den Alpen

FRANCE PLANE CRASH
FRANCE PLANE CRASHAPA/EPA/Thomas Koehler/Photothek
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Ein Airbus von Germanwings krachte mit 150 Insassen auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in ein südfranzösisches Bergmassiv. Warum verlor die Maschine plötzlich an Höhe?

Noch um 10.47 Uhr hatte die Bodenkontrolle in Aix-en-Provence einen letzten Kontakt zum Flug 4U-9525 von Barcelona nach Düsseldorf. Es handelte sich nicht um ein Gespräch mit der Crew oder um einen Notruf, sondern um erfasste Daten, aus denen ersichtlich war, dass die Maschine, ein Airbus A 320 der deutschen Lowcostgesellschaft Germanwings, bereits rapide an Höhe und Geschwindigkeit verloren hatte. Wenig später, um 10.53 Uhr, verschwand das Flugzeug vom Radarschirm, es zerschellte im Massiv Les Trois-Évêchés in der Nähe von Digne-les-Bains im Departement Alpes-de-Haute-Provence, der bis 3000 Meter hohen und zu dieser Jahreszeit noch verschneiten Bergkette der französischen Südalpen. Die Absturzstelle des Airbus liegt in einem schwer zugänglichen Berggebiet wenige Kilometer entfernt von den kleinen Gemeinden Le Vernet und Prads-Haute-Bleone im Südosten Frankreichs. Das Gebiet in den Alpen ist nur aus der Luft oder zu Fuß zu erreichen.
Staatspräsident François Hollande musste danach öffentlich mitteilen, dass sämtliche 144 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder umgekommen seien. Laut ersten Angaben soll es sich bei den Passagieren um 67 Deutsche sowie 45 Spanier handeln. Unter den deutschen Opfern befindet sich eine ganze Schulklasse mit 16 Schülern und zwei Lehrern aus Haltern, die von einem Aufenthalt in Spanien heimkehren sollte. Auch der Bassbariton der Deutschen Oper am Rhein, Oleg Bryjak (54), ist unter den Opfern des Absturzes. Das teilte die Oper am Dienstag in Düsseldorf mit. Bryjak habe sich auf dem Rückflug von einem Gastspiel im Gran Teatre del Liceu in Barcelona befunden, wo er den Alberich in Richard Wagners „Siegfried“ gesungen hatte.

„Entsetzliche Bilder in den Bergen“

Hubschrauber der französischen Gendarmerie sichteten schon bald die Absturzstelle in einer Höhe von 2000 bis 2700 Metern. Die Rettungseinheiten hatten größte Mühe, bis zur Absturzstelle zu gelangen. Im Dorf Le Vernet wurde auf einem Sportfeld ein Hubschrauberlandeplatz eingerichtet. Die Wrackteile sollen auf einer zwei Hektar großen Fläche verstreut sein. „Das Flugzeug ist total zerstört“, schrieb Christophe Castaner, Abgeordneter der Region Alpes-de-Haute-Provence, am Dienstag auf Twitter, nachdem er die Unfallstelle überflogen hatte. „Entsetzliche Bilder in dieser Berglandschaft. Es bleibt nichts außer Trümmern und Körpern.“

Noch gibt es keinerlei Hinweise auf die Absturzursache. Die Wetterverhältnisse waren sehr gut, es herrschte am Dienstagmorgen Sonnenschein in Südostfrankreich, laut Météo France gab es weder starken Wind noch Turbulenzen.

Flugzeugabsturz in Suedfrankreich
Flugzeugabsturz in SuedfrankreichAPA

Bei der letzten Funkverbindung befand sich die Maschine nur noch auf 6800 Fuß oder rund 2100 Meter Höhe. Normalerweise sollte das Flugzeug, das fast ein Drittel seiner Strecke zurückgelegt hatte und nicht vom Kurs abgekommen war, dort in rund 9000 Metern fliegen. Warum es seine Höhe eingebüßt hatte, war nicht bekannt. Im Sender BFM-TV zählt der französische Flugexperte Gérard Feldzer eine Reihe von Hypothesen für den Höhenverlust auf: Druckabfall, Brand, Explosion, Verlust eines Flügels. Festlegen wollte er sich aber nicht. Ein Problem mit einem Vogelschwarm in dieser Höhe sei unwahrscheinlich, und eine Kollision mit einem anderen Flugzeug wäre vom Radar und der Bodenkontrolle erfasst worden. Ein Flugschreiber der abgestürzten Maschine ist nach Angaben des französischen Innenministeriums gefunden worden. 

Erfahrener Kapitän

Der Airbus A 320 der Germanwings ist seit November 1990 und bis 2003 für die Muttergesellschaft Lufthansa im Einsatz gewesen. Das ist nach Auskunft von Spezialisten keineswegs ein außergewöhnliches Dienstalter.

Laut Germanwings-Sprecher hatte die letzte große Revision ordnungsgemäß im Sommer 2013 stattgefunden, der letzte Routinecheck am 23. März. Der Bordkommandant soll seit zehn Jahren für die Lufthansa tätig und mit mehr als 6000 Flugstunden sehr erfahren gewesen sein.

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