Airbus-Absturz: "Kein Zusammenhang mit Reparatur"

Die Absturzstelle auf einer Karte.
Die Absturzstelle auf einer Karte.(c) EPA (GUILLAUME HORCAJUELO)
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Lufthansa-Chef Carsten Spohr sieht keinen Zusammenhang mit einer Reparatur des Airbus am Tag vor dem Absturz. Die gefundene Black Box dürfte beschädigt sein. Die Suche an der Absturzsstelle geht weiter.

Für den Airbus-Absturz in den französischen Alpen fehlte am Morgen nach der Katastrophe mit 150 Toten noch jede schlüssige Erklärung. Nach Angaben der französischen Behörden hatte die Flugüberwachung kurz vor dem Crash noch vergeblich versucht, Kontakt zu den Piloten aufzunehmen. Erste Informationen zum Ablauf des Unglücks erwarten die Ermittler von einem Flugschreiber, der geborgen wurde. Dieser ist nach Behördenangaben allerdings beschädigt. Das verlautete am Mittwoch aus dem Umfeld der Ermittler. Der Flugschreiber, bei dem es sich um den Stimmenrekorder des Airbus A320 handle, werde zur Untersuchung nach Paris gebracht. Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve erklärte, die Black Box sei zwar beschädigt, von ihr könnten dennoch Informationen gewonnen werden.

Der Lufthansa-Chef Carsten Spohr schloss am Dienstagabend einen Zusammenhang zwischen dem Absturz und einer Reparatur der Maschine am Tag zuvor aus. "Das Flugzeug war in hervorragendem technischen Zustand", sagte der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende über den verunglückten Airbus A320 der Tochtergesellschaft Germanwings. Einer Lufthansa-Sprecherin zufolge war ein Problem mit der Bugrad-Klappe des mehr als 24 Jahre alten Jets routinemäßig beseitigt worden. Der Pilot war nach Angaben des Lufthansa-Chefs erfahren, hatte mehr als 6000 Flugstunden. "Wir hatten die Kompetenz im Cockpit, für die unser Unternehmen steht", sagte Spohr am Dienstagabend in Frankfurt.

Suche an der Absturzstelle

Unterdessen machten sich 65 Bergungskräfte zu Fuß in das unwegsame Gebiet an der Absturzstelle auf. Sie sollten bei schlechtem Wetter mit Regen und niedrigen Temperaturen in der Bergregion campieren. Die Gendarmerie will am frühen Morgen zwischen 5.30 und 6.00 Uhr mit Hubschraubern eine Gebirgsstaffel von 30 Polizisten in dem zerklüfteten Tal absetzen, in dem die Flugzeugtrümmer liegen.

Die Black-Box solle am Mittwochmorgen untersucht werden. Unklar blieb zunächst, ob der Flight Data Recorder (FDR) oder der Cockpit Voice Recorder (CVR) geborgen wurde. Das erste Gerät zeichnet technische Daten zum Flug auf, das zweite registriert Geräusche in der Pilotenkabine. "Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass dieser schnelle Höhenverlust des Flugzeugs für den Augenblick unerklärt bleibt", sagte der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, dem Fernsehsender BFM TV.

67 der 150 Opfer waren Deutsche

Das Flugzeug mit 144 Passagieren und sechs Crewmitgliedern an Bord war von Barcelona nach Düsseldorf unterwegs, als es bei gutem Wetter über den französischen Alpen in einen minutenlangen Sinkflug geriet und schließlich an einem Bergmassiv zerschellte. Die französische Regierung erklärte, sie rechne nicht mit Überlebenden. Der Absturz ist damit eine der schwersten Katastrophen in der europäischen Luftfahrtgeschichte.

Unter den 150 Menschen an Bord des abgestürzten Germanwings-Flugzeugs waren wohl auch Opfer aus Großbritannien, Australien, Israel und Mexiko. 67 der 150 Opfer waren ersten Angaben zufolge Deutsche, außerdem befanden sich zahlreiche Spanier an Bord der Maschine. Den spanischen Behörden zufolge hatten 45 Passagiere spanische Familiennamen. Nach belgischen Angaben kam außerdem mindestens ein Belgier ums Leben. Hinweise, dass auch Österreicher unter den Opfer seien, gibt es laut Außenministerium keine.

Lauda: "Acht Minuten irrsinnig lang"

Die geplante Flugroute.
Die geplante Flugroute.(c) APA

Der ehemalige Airline-Chef Niki Lauda glaubt, ein überraschendes Problem habe die Piloten handlungsunfähig gemacht: "Acht Minuten in so einem Zustand sind irrsinnig lang", so Lauda am Abend in der "Zeit im Bild 2" im ORF. Die große Frage dabei sei vor allem, "warum die Piloten nicht in der Lage waren, sich zu melden". Möglich sei etwa, dass die Piloten durch einen plötzlichen Druckverlust ohnmächtig wurden oder dass sie zu sehr mit der Maschine beschäftigt waren, um mit der Bodenkontrolle zu sprechen.

In dem Airbus saß auch eine 16-köpfige Schülergruppe aus Nordrhein-Westfalen mit ihren zwei Lehrerinnen. Sie waren auf dem Rückweg von einem Austausch bei Barcelona. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte am Mittwoch zur Unglücksstelle reisen und dort den spanischen Regierungschef Mariano Rajoy und Frankreichs Präsident Francois Hollande treffen.

Flugausfälle bei Germanwings

Germanwings strich am Dienstagabend zahlreiche Flüge. Etliche Besatzungen waren nicht zum Dienst angetreten. "Wir haben heute tatsächlich einige Flugstreichungen in Düsseldorf und Stuttgart gehabt, weil sich Crewmitglieder unfit to fly, also nicht flugtauglich erklärt haben", sagte Airline-Geschäftsführer Thomas Winkelmann im "Heute Journal" des ZDF. Auch in anderen deutschen Flughäfen fielen Germanwings-Flüge aus. Am Flughafen Wien waren Germanwings-Ankünfte am Dienstagabend zum Teil um mehrere Stunden verspätet gelandet, ein Flug aus Berlin wurde überhaupt storniert.

US-Präsident Barack Obama und Papst Franziskus drückten den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. Beileidsbekundungen kamen auch aus zahlreichen anderen Ländern. Bundeskanzlerin Merkel erklärte: "Der Absturz der deutschen Maschine mit über 140 Menschen an Bord ist ein Schock, der uns in Deutschland und der Franzosen und Spanier in tiefe Trauer stürzt."

(APA/dpa)

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