Libyen: Zwei mit Österreicher entführte Geiseln sind frei

Von dem Linzer gibt es keine Nachricht. Die Entführer teilen ihre Geiseln offenbar in Muslime und Nicht-Muslime auf.

Wien. Im Fall des entführten Dalibor S. gibt es neue Hoffnung. Zwei Männer aus Bangladesch, die am 6. März gemeinsam mit dem Linzer in einem Ölfeld in Libyen gekidnappt worden waren, sind frei. Von dem Österreicher gab es zunächst keine Nachricht. Außenamtssprecher Martin Weiss erklärte, die Geiselnehmer hätten ihre neun Gefangenen, Angestellte der Ölfirma VAOS, frühzeitig in zwei Gruppen aufgeteilt. Offenbar in Muslime und Nicht-Muslime. Die Bangladescher Helal U. (38) und Mohammed H. (40) befanden sich in einer Gruppe mit einem Mann aus Ghana. Ob auch er freikam, war zunächst unklar.

Der Österreicher dürfte demnach gemeinsam mit vier philippinischen Staatsbürgern und einem Tschechen festgehalten werden. Laut Weiss ist es bisher nicht gelungen, Kontakt zu den Geiselnehmern aufzunehmen. Doch spätestens mit der Freilassung der Bangladescher könnte sich ein Kommunikationskanal geöffnet haben. Wenn es so wäre, gäbe das Außenamt freilich keine Auskunft, um die Verhandlungen nicht zu gefährden. Langsam zeichnet sich die Identität der Entführer etwas klarer ab. Es dürfte sich dabei um eine von zahlreichen lokalen Milizengruppen in Libyen handeln, die sich zwar offiziell zum Islamischen Staat (IS) bekennen, aber weniger radikal sind als die irakisch-syrische Kerntruppe der Jihadisten-Miliz. Ein Diplomat aus Bangladesch sagte der Zeitung „Daily Star“ in der Hauptstadt Tripolis, die Entführer hätten sicher nicht dem IS angehört.

„Körperlich in normaler Verfassung“

Die Bangladescher waren bereits am Dienstagabend freigekommen. Sie seien körperlich in „normaler Verfassung“, hieß es in Dhaka. Die beiden verbrachten die vergangene Nacht im Krankenhaus im libyschen Sirte. Vermutlich wurden sie bereits ausgiebig von Nachrichtendiensten befragt. Ihre Freilassung sei auf „schnelle Initiative und konstanten Bemühungen“ zurückzuführen, teilte das Außenministerium von Bangladesch mit. Von Lösegeld war keine Rede.

(APA/red.)

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