Erst in der Nacht auf den Ostersonntag erstrahlt das "Lumen Christi", das "Licht Christi", in den Kirchen. Für diese Wartefrist gibt es mehrere Deutungen.
Der Karsamstag ist für Christen ein Tag des Wartens: Nach dem Kreuzestod Christi am Karfreitag dauert es bis zur Osternacht, bis die Auferstehung Jesu gefeiert wird. Warum Jesus nicht früher von den Toten auferstanden ist, sondern erst am dritten Tag, dafür gibt es mehrere Erklärungen: So soll er dadurch die Messias-Prophezeiung "gemäß der Schrift" erfüllt haben. Außerdem sagt er den Evangelien zufolge gegenüber den Pharisäern kurz vor seinem Tod, dass er den niedergerissenen Tempel in drei Tagen wieder aufbauen werde - eine Anspielung auf seinen Tod, meinen Bibelexegeten. Eine weitere Deutung liegt in der jüdischen Herkunft Jesu: Er habe den Sabbat, also den Samstag, als heiligen Tag geachtet.
Erst am frühen Morgen des Ostersonntags finden die Frauen das leere Grab, als sie den Leichnam gemäß der jüdischen Tradition einbalsamieren und dadurch ehren wollen. Noch am selben Tag erscheint Jesus zwei Jüngern, die auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus sind - diese Passage des Evangeliums wird meist erst am Ostermontag in der Messe gelesen.
"Urbi et orbi" am Petersplatz
Der Karsamstag endet in liturgischer Hinsicht mit der Feier der Osternacht, die als Nachtwache bereits zur Liturgie des Ostersonntags gehört. Die Feier der "Nacht der Nächte" beginnt in der abgedunkelten Kirche. Der Priester trägt die brennende Osterkerze vor sich her und ruft dreimal "Lumen Christi" ("Licht Christi"), worauf die Gemeinde antwortet: "Deo gratias" ("Dank sei Gott"). Das Feuer der Osterkerze wird an die Gläubigen weitergegeben, wodurch die Kirche langsam erhellt wird. Erst im Anschluss werden alttestamentliche Texte und das Osterevangelium gelesen und das Taufversprechen erneuert.
Auch im Petersdom in Rom folgt die von Papst Benedikt XVI. zelebrierte Feier diesem Ablauf. Um Punkt Mitternacht beginnen die Kirchenglocken in Rom zu läuten. Abschluss und Höhepunkt des "Triduum Sacrum", der drei Tage dauernden Osterfeierlichkeiten, ist am Sonntag der Segen "Urbi et Orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis") vor Zehntausenden von Gläubigen auf dem Petersplatz.