Obama: Schrottprämie auch in den USA

Heftige Diskussionen um „Made in USA“-Klausel.

Wien. Schon bald dürfte es auch in den USA Bares für das alte Auto geben, wenn ein neues gekauft wird. Präsident Barack Obama will dem europäischen Vorbild folgen und die Verschrottungsprämie einführen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf wurde diese Woche im Kongress diskutiert.

Demnach soll die Prämie für den Eintausch des Altautos zwischen 3000 und 5000 Dollar (2260 bis 3767 Euro) betragen. Über das nötige Alter des gebrauchten Wagens ist man sich noch nicht einig. Die Vorgaben dürften aber weniger streng als in Europa sein, aktuell ist von acht Jahren die Rede. In Österreich muss das Auto 13 Jahre alt sein, damit man den Bonus kassieren kann.

Limitierter Benzinverbrauch

Außerdem planen die USA, die Prämie an Vorgaben in Sachen Umweltschutz zu knüpfen. So dürfen die neuen Wagen einen bestimmten Benzinverbrauch nicht übersteigen, damit der Käufer den Anspruch geltend machen kann. Konkret müssen die Wagen – abhängig davon, welche Senatoren sich durchsetzten werden – mit einer Gallone Benzin zumindest 18 beziehungsweise 24 Meilen weit kommen. In anderen Worten: Der Verbrauch darf nicht mehr als zehn beziehungsweise 13 Liter je 100 gefahrene Kilometer betragen.

In Österreich ist die Verschrottungsprämie an keinerlei Umweltvorgaben geknüpft. Da in den USA viele bereits produzierte Autos mehr Benzin verbrauchen, als die Bedingung vorsieht, wird heftiger Widerstand der Autoindustrie erwartet.

Für hitzige Diskussionen hat der Vorschlag der Abgeordneten Betty Sutton gesorgt, wonach Prämien nur dann bezahlt werden sollen, wenn das neue Auto in den USA hergestellt wurde. Europäische und asiatische Autohersteller produzieren einen Teil ihrer Modelle in den USA, aber nicht alle. Deshalb sei „dieser Entwurf unfairer Protektionismus“, sagte ein Sprecher von Mazda. Ob sich die „Made in USA“-Klausel durchsetzen wird, ist ungewiss. Das Wirtschaftsmagazin „Businessweek“ schreibt, der Vorschlag hätte gute Chancen. Laut „Wall Street Journal“ haben sich Obamas Wirtschaftsberater aber geeinigt, diese Klausel nicht aufzunehmen.

Desolate Situation am Automarkt

Die US-Autoindustrie schätzt, dass die Einführung der Verschrottungsprämie 500.000 bis 1,5 Millionen zusätzliche Autoverkäufe brächte – ein Wert, der die Talfahrt der Branche zumindest ein wenig stoppen könnte. Im Vorjahr wurden in den USA 13,2 Millionen Autos verkauft. Das waren um drei Millionen weniger als im Jahr zuvor. Heuer dürfte diese Zahl auf unter zehn Millionen sinken.

Im März brachen die Autoverkäufe bei General Motors (GM), Ford und Chrysler um rund 40 Prozent im Jahresvergleich ein. Alle drei großen Autohersteller kämpfen ums Überleben. Besonders dramatisch ist die Lage bei GM. Ein Bankrott gilt derzeit als die wahrscheinlichste Variante.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2009)

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