Loftgeschichte. Eine Adresse, zwei Atmosphären: Der Bauherr teilte ein Dachgeschoß in ein Cityloft mit Goldakzenten zum Eigengebrauch und eines mit viel Weiß zum Vermieten.
Meistens stehen Innenarchitekten vor der Aufgabe, für eine Wohnung das passende Interieur zu finden. Im Fall eines Bauherrn aus Salzburg aber sah sich der Innenarchitekt mit der umgekehrten Aufgabe konfrontiert, bei der Suche nach der passenden Zweitwohnung in Wien für die Einrichtungsvorstellungen des Kunden behilflich zu sein. Fündig wurde man schließlich bei einer Dachgeschoßwohnung in der Gumpendorferstraße. Sie gefiel, wurde gekauft und in zwei Citylofts geteilt. Während das eine künftig zur Vermietung steht, wird das andere vom Besitzer selbst genutzt.
Faible für exquisite Materialien
Das Zentrum des von Steininger Designers gestalteten, in goldenen Farbtönen gehaltenen Citylofts G bildet eine Nasszelle, ein Badezimmer mit transparenter Glaswand, die auf Knopfdruck blickdicht wird. Die angrenzende Küche namens Rock ist mit sechs Millimeter dünnem, schwarzen Naturstein verkleidet, sie wurde vor Kurzem auf der Homedepot präsentiert. Die Wohnung stelle eine „Auswahl an Eigenentwürfen, Möbeln von Partnermarken, Objekten von Newcomer-Unternehmen, aber auch Wohnaccessoires dar, die zusammen ein stimmiges Interiorbild“ ergeben sollen, erklärt Designer Martin Steininger. Das Innere beider Lofts sei eine Umsetzung dieser Auswahl, bei der die Vorgaben des Bauherrn einen großen Spielraum gelassen haben. Nachdem dieser viel reist und ein Faible für qualitätsvolle Materialien hat, war sein einziger Wunsch, „dass sein Stadtloft in Wien wie ein Fünf-Sterne-Designhotel aussieht.“
Im Eingangsbereich, den nur ein Vorhang vom Schlafraum abtrennt, stehen zwei Stühle des italienischen Sitzmöbelherstellers Edra, deren Sitzfläche und Lehne aus einem 500 Meter langen Seil bestehen, das sich um ein Metallgerüst wickelt. Farblich passend sind die Beleuchtungskörper von Parachilna: zum einen Lampen in Korbform, die aussehen wie aus Goldruten geflochten, zum anderen einfache Kugeln mit goldfarbenem Rumpf. Das Sofa harmoniert wiederum mit dem dunklen stählernen Wandregal, das gleichzeitig ein Kamin ist; der helle Esstisch mit der Holzvertäfelung und dem Teppich, der gleichzeitig ein geknüpftes Gemälde ist.
Nicht jede Gestaltungsidee sei schon im ersten Augenblick so schlüssig gewesen, meint Steiniger. Es habe einiger Überzeugungsarbeit bedurft, bis etwa der auf der schrägen Wand hochgezogene Fußboden mit grauer Industriebeschichtung abnahmefähig war. Trotz des robusten Materials trage er aber zur Gemütlichkeit des Raums bei, meint Innenarchitekt Jürgen Hamberger. Mit ein bisschen Fantasie erinnert das Ambiente an die Raumschiffbrücken der Sechziger- und Siebzigerjahre, wozu auch der weite Blick über die Wiener Dachlandschaft beiträgt, den Wohnzimmerfenster und Dachterrasse bieten.
Verspielte Elemente
Die Terrasse verbindet diese mit der zweiten Wohnung, dem Cityloft W, das sich stilistisch stark unterscheidet. Weiße Vorhänge fungieren als variable Raumteiler zwischen Schlaf- und Wohnbereich und an der Fensterfront, elegante weiße Lampen und Möbelstücke prägen den Raum. Die verspielten Elemente wirken subtil, etwa die auf der Glaswand zwischen Hauptraum und Badezimmer nachempfundene Wiener Skyline oder ein transparentes Schranksystem. Weniger auffällig als ihr Naturstein-Gegenstück in der Wohnung des Eigentümers ist die Küche in der Mietwohnung, die trotzdem Komfort bietet, auch unerwarteten: Durch zweimaliges Klopfen öffnet sich beispielsweise der Geschirrspüler. Bei anderen Geräten funktioniert das nicht, auch Klatschen bleibt ohne Wirkung.
Allerdings ist die Wohnung, wie ihr ungleicher Zwilling, mit BUS-System und kontrollierter Wohnraumlüftung ausgestattet. Der hüfthohe Schrankverbau, der den großen Hauptraum wie ein Rückgrat durchzieht, beinhaltet Anschlüsse für diverse technische Geräte. Den Einrichtern ging es eher um die Schaffung von Möglichkeiten als von Tatsachen. „Da die Wohnung als Objekt zum Vermieten gedacht ist, war das Konzept, für den zukünftigen Mieter eine neutrale Bühne zu schaffen, die er mit Farbe und Leben füllen kann“, so Steininger. Auf Weiß erkennt man eine Handschrift einfach.