War früher alles besser?

Mythos und Wahrheit - ein Überblick.

Fast Food war noch nie so gesund

Von wegen schlechte Ernährung. So gut und gesund wie heute konnten wir schon lang nicht mehr essen – wenn wir wollen.

Mit dem Wort „früher“ hat die Lebensmittelindustrie einen neuen Geschäftszweig gefunden – genauso wie die Kochbuchindustrie. Will man ein Produkt, eine Speise oder eine Rezeptsammlung heute verkaufen, dann können Hinweise auf vergangene Zeiten, gern auch inklusive ebensolcher Sorten oder Zubereitungsarten, auf jeden Fall nicht schaden.
Das verwundert auch nicht. Immerhin hat jeder Trend seinen Gegentrend, und in einer Zeit, in der Packerlsuppen der Sorte Hühnersuppe alles, nur kein Huhn enthalten, hat sich naturgemäß der Wunsch nach „guten“ Lebensmitteln entwickelt. Egal, wie man dieses „gut“ auslegt: Gute Lebensmittel gibt es heute weit mehr als früher – schlechte auch.
Es war noch nie so einfach, sich ausgewogen, gesund, kostengünstig und genussvoll zu ernähren wie heute. Wer will, kann dabei auch auf biologisch produzierte und fair gehandelte Lebensmittel setzen. Und ja, das geht sogar bei Fast Food, das von immer mehr vorwiegend jungen Menschen mittlerweile in Slow-Food-Qualität angeboten wird. KS

»War früher alles besser?«

Zu viel TV, zu viel Druck auf unsere Kinder

Hyperaktive Kinder gab es immer schon. Doch intensiver TV-Konsum fördert Konzentrationsstörungen sowie Rechen- und Leseschwächen.

Wahr ist, dass heute Lehrer, Kindergärtner und Eltern immer öfter über hyperaktive Kinder klagen. Studien zeigen, dass auch der TV-Konsum schuld ist: „Kinder unter drei Jahre, die zwei Stunden pro Tag fernsehen, und ältere Kinder, die drei Stunden am Tag fernsehen, haben Defizite bei der Konzentration“, sagt Brigitte Rollett, Psychologin der Uni Wien. Vielleicht fallen uns aber zappelige Kinder heute stärker auf als früher? „Auch beim ,Struwwelpeter‘ im 19. Jahrhundert gab es schon den ,Zappel-Philipp‘“, sagt Wilfried Datler, Bildungswissenschaftler der Uni Wien.
„Die Gefahr ist, dass bei unkonzentrierten Kindern oft nach organischen Ursachen gesucht wird, als wäre es eine Krankheit wie ein Schnupfen“, so Datler. Mit der Behandlung dieser Krankheit, die ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) heißt, verdienen Pharmakonzerne viel Geld. Doch an der Unruhe der Kinder sind auch psychische Prozesse beteiligt: „Der Druck auf Kinder in unserer Multitasking-Gesellschaft steigt. Vieles ist eine Reaktion auf das hektische Umfeld. Kinder werden mit ihren Ängsten und Nöten allein gelassen.“ vers

Korrektes Schreiben ist weniger wichtig

Wer seit und seid verwechselt, bekommt entrüstete Blicke. Doch die Rechtschreibung hat nicht mehr denselben Stellenwert wie früher.

Lehrer und Uni-Dozenten empören sich nicht erst seit gestern über die schlechte Rechtschreibung junger Leute, auch im Alltag stolpert der aufmerksame Leser häufig über Fehler. Doch stimmt der subjektive Eindruck, dass es mit der Rechtschreibung bergab geht? Größere empirische Studien fehlen zwar, aber im Kleinen wird die Diagnose bestätigt.
So zeigte eine Studie des Germanisten Wolfgang Steinig vor zwei Jahren zumindest für zwei Städte in Nordrhein-Westfalen, dass Schüler gegenwärtig im Schnitt doppelt so viele Rechtschreibfehler machen wie vor vierzig Jahren. Dafür seien sie kreativer und meinungsstärker.
Sprachwissenschaftler betonen, dass sich vor allem die Wertigkeit der Rechtschreibung verändert hat – und das nicht nur in der Schule, wo Fehler heute weit weniger scharf geahndet werden als früher. Es müsse schon Normen geben, sagt Peter Ernst von der Uni Wien, aber im Alltag seien die Freiheiten größer geworden. Was für manche fast der Niedergang des Abendlandes ist, sieht er allerdings nicht als Grund zur Panik. ROVI

Österreicher sind heute zufriedener

77 Prozent der Österreicher zeigen sich laut OECD mit ihrem Leben »sehr zufrieden«: Rang sechs unter 36 befragten Nationen.

Eines vorweg: Wer in Österreich über die Lebensumstände raunzt, tut das auf hohem Niveau. Wie aber soll man Zufriedenheit – gar den Glückspegel – messen? Die OECD erhebt in ihren Life-Satisfaction-Studien die Zufriedenheit der Menschen in verschiedenen Kategorien – von der Wohnqualität über die Umweltsituation und die Gesundheit bis zur beruflichen Situation. Österreich liegt dabei in der Gesamteinschätzung mit einem Wert von 7,5 (auf einer Skala von null bis zehn) deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 6,6 – und auf Rang sechs von 36 befragten Nationen.
Am schlechtesten bewerten die Österreicher ihre Work-Life-Balance – am besten Job und Einkommen und soziale Kontakte. Die Zufriedenheit ist nachweislich gestiegen: 2007 gaben 67 Prozent der Befragten an, mit ihrem Leben „sehr zufrieden“ zu sein, 2013 waren es 77 Prozent. Während die Geschlechter weitgehend gleich zufrieden sind, unterscheiden sich die Ergebnisse nach dem Bildungsgrad: Wer nicht über die Pflichtschule hinaus kommt, bewertet seine Zufriedenheit mit 6,5, (Fach-)Hochschulabsolventen mit 7,9. I. W.

Wir lesen immer mehr – auch Bücher

Ein goldenes Zeitalter des Geschriebenen ist die Gegenwart, zumindest was die Textmenge angeht: Der Konsum steigt stetig.

E-Mails, SMS, Twitter- und Facebook-Nachrichten – noch nie haben die Menschen im Alltag so viel Zeit mit Lesen verbracht. Manche würden dieses Lesen wohl gern unter Anführungszeichen setzen. Aber auch das Bücherlesen wird mehr und mehr. Seit Anfang der 1950er-Jahre erfasst der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Zahl der produzierten deutschen Buchtitel, im ersten Jahr waren es gut 10.000. Heute sind wir fast beim Zehnfachen.
Dabei sind hier zum Teil die E-Bücher noch gar nicht erfasst. Diese verdrängen nicht einfach die gedruckten Bücher, wie so viele befürchteten, sie ergänzen sie derzeit eher; insgesamt sind die Bücher durch die elektronischen Formen nur mehr geworden. Menschen mit einem E-Reader kaufen mehr Bücher und verbringen mehr Zeit mit Lesen.
Auch bei den Jungen stimmt das Klischee der Leseabstinenz nicht, Menschen unter 30 lesen mehr Bücher als vor einem Jahrzehnt. Wie lesen sie? Das ist eine andere Frage – denn „tief lesen“ kann auch das Gegenteil von „viel lesen“ sein. sim

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