ÖVP: Pro-Gymnasium-Linie „bedauerlich“

�VP-BUNDESVORSTAND ZUR STEUERREFORM: MITTERLEHNER
�VP-BUNDESVORSTAND ZUR STEUERREFORM: MITTERLEHNER(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Im Westen des Landes ist man enttäuscht, dass im neuen Parteiprogramm das Gymnasium festgeschrieben wird. „Wir hätten uns mehr erwartet“, heißt es aus Vorarlberg und Tirol.

Bregenz/Innsbruck/Salzburg. Dass die Schule im neuen ÖVP-Parteiprogramm für gröbere Diskussionen sorgen würde, war absehbar. Kritisiert wird aber nun nicht ein etwaiger bildungspolitischer Schwenk – sondern wieder: Stillstand. Immerhin haben sich viele erwartet, dass die Volkspartei unter Reinhold Mitterlehner von der bisherigen strikten Pro-Gymnasium-Linie abrücken würde. Das ist nicht passiert. Im Gegenteil: Im Entwurf des Programms bekennt man sich zur „differenzierten Schule“ und zum „Erfolgsmodell Gymnasium“.

In den ÖVP-geführten Ländern Tirol und Vorarlberg – die mit ihren (teils geplanten, teils schon umgesetzten) Modellversuchen zur Gesamtschule bildungspolitisch vorgeprescht sind, will man die Enttäuschung darüber nicht verhehlen.

„Ich hätte mir mehr erwartet, was eine Weiterentwicklung der Schule der Zehn- bis 14-Jährigen betrifft“, sagt die Vorarlberger Bildungslandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) im Gespräch mit der „Presse“. „Es gibt hier unterschiedliche Haltungen in der Volkspartei – auf Bundesebene hat sich jetzt offenbar jene Gruppierung durchgesetzt, die die Beibehaltung des achtjährigen Gymnasiums sehr vehement fordert.“

„Festgesetzte Meinungen“

Ganz ähnlich äußert sich Tirols Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP). „Das ist bedauerlich“, sagt sie im Gespräch mit der „Presse“. „In manchen Punkten wurden festgesetzte Meinungen und alte Positionen weitergetragen.“ Sie sei auch für eine differenzierte Schule der Zehn- bis 14-Jährigen – aber eben in einer Gesamtschule, in der entsprechend individualisiert werde. „Das hat in diesem Entwurf leider nicht Platz gefunden.“

Sowohl in Vorarlberg als auch in Tirol will man aber am eigenen Weg festhalten. Ende Mai wird in Vorarlberg der zweite Teil der Gesamtschulstudie präsentiert, in dem sich Empfehlungen für die Politik finden, anhand derer ein konkreter Vorschlag für einen Modellversuch ausgearbeitet wird. Aus Tirol heißt es: „Wir werden weiter an der Modellregion Zillertal arbeiten. Vielleicht werden die Ergebnisse ja dann doch überzeugen.“ In der Region – in der es ohnehin kein Gymnasium gab – wird seit Herbst für die Gesamtschule geübt. Man erprobt dort, wie man besser mit unterschiedlichen Schülern in ein und derselben Klasse umgehen kann.

In Salzburg, das zuletzt auch als Teil der gesamtschulaffinen Achse im Westen des Landes galt – auch dort ist ein Schulversuch paktiert –, ist man zurückhaltender. Man wolle sich derzeit nicht zum Entwurf des Parteiprogramms äußern, heißt es aus dem Büro von Landeschef Wilfried Haslauer (ÖVP). Vielmehr wolle man sich auf das eigene neue Landesparteiprogramm konzentrieren, das in anderthalb Wochen vorgestellt wird.

Auch im Salzburger Entwurf ist–wie in dem der Bundespartei – die Rede von einem „differenzierten“ Schulsystem. Der Begriff „Gymnasium“ kommt allerdings kein einziges Mal vor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2015)

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